Klimaschutz China führt Emissionshandel ein
In China steigt der Kohlendioxid-Ausstoß weiter an, denn nach wie vor wird ein Großteil des Stroms aus Kohle erzeugt. Dabei will das Land bis 2060 CO2-neutral sein. Helfen soll nun Emissionshandel.
Nach rund zehn Jahren der Versprechen, Ankündigungen und Testphasen geht es nun los: In China werden zumindest einige Unternehmen aus der Energiebranche zum Emissionshandel verpflichtet. Internationale Klimaschutzexpertinnen wie Brigitte Knopf vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC sprechen von einem wichtigen Signal: "Wir warten sehnsüchtig seit mehreren Jahren darauf. Es wurde immer wieder mit Verweis auf 'Bald geht es los!' angekündigt. Aber nun scheint es ja nun tatsächlich loszugehen."
Chinas CO2-Emissionshandel startet verhältnismäßig klein. Betroffen sind zunächst nur rund 2200 Firmen, vor allem staatliche Betreiber von Kraftwerken. Sie haben, vereinfacht gesagt, eine gewisse Zahl an Emissionszertifikaten zur Verfügung, die einen bestimmten Ausstoß von CO2 erlauben. Blasen die Kraftwerke mehr in die Luft als erlaubt, müssen sich die Betreiber zusätzliche Zertifikate kaufen. Brauchen sie weniger, können sie überschüssige verkaufen. Das soll die Unternehmen zum Energiesparen anregen.
Chinas Führung drückt aufs Tempo
Chinas Umweltminister Huang Runqiu wiederholte vergangene Woche beim virtuellen Davoser Weltwirtschaftsforum das Versprechen seines Landes, mehr als bisher für den Klimaschutz zu tun: "Wir werden uns noch mehr anstrengen, nicht-fossile Energieträger auszubauen, schneller den Höhepunkt des CO2-Ausstoßes zu erreichen und eine kohlenstoffarme Industrie aufzubauen."
Die chinesische Staats- und Parteiführung hat das Ziel ausgegeben, das Land bis 2060 CO2-neutral zu machen. Eine gelinde gesagt anspruchsvolle Aufgabe: Die Volksrepublik ist der weltweit größte Emittent von Klimagasen, Tendenz nach wie vor steigend.
"Chinas neuer CO2-Zertifikate-Handel ist vor allem symbolisch wichtig," sagt Ma Jun, der wohl bekannteste Umweltschützer Chinas. Er leitet die nichtstaatliche Umweltschutzorganisation IPE mit Sitz in Beijing. "Mit dem System will die Regierung verdeutlichen, dass China entschiedener als bisher die CO2-Emissionem reduziert, nachdem Staatschef Xi Jinping angekündigt hat, dass der Ausstoß ab spätestens 2030 zurückgeht und dass das Land bis 2060 kohlenstoff-neutral wird."
Ein eigenes System, anders als in Europa
Entscheidend bei Chinas neuem Emissionsrechtehandel ist: Er funktioniert in einem entscheidenden Detail anders als in Europa. In der EU sinkt die CO2-Obergrenze mit der Zeit. Die Zertifkate werden also verknappt. CO2 wird dadurch teurer. So haben die Unternehmen ein Interesse daran, den CO2-Ausstoß zu senken. "China hat das ganz anders aufgesetzt. Dort konzentriert man sich auf die Emissions-Intensität. Es geht also um die Frage, wieviel CO2 pro Kilowattstunde Strom ausgestoßen wird", erklärt Brigitte Knopf vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC.
"Im chinesischen System wird die Effizienzsteigerung belohnt. Die Kraftwerke werden effizienter und stoßen weniger CO2 pro Kilowattstunde aus. Aber ob in der Summe nicht mehr Kilowattstunden produziert und damit mehr Emissionen ausgestoßen werden, ist mit dem chinesischen System nicht sichergestellt", sagt Knopf.
Der Klimaexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace in Peking, Li Shuo, bezeichnet Chinas Emissionshandelssystem als "ein Werkzeug im großen Werkzeugkasten". Und dieses eine Werkzeug habe noch Mängel.
Wichtig sei nun vor allem, dass China den Kohle-Anteil an der Stromerzeugung reduziere: "Das jetzige System geht zunächst sehr großzügig um mit den Energieerzeugern. Großer Druck wird auf sie dadurch erstmal nicht aufgebaut. Es wird einige Jahre dauern, bis das verschärft wird."