Frühjahrstagung in Washington Multiple Krisen bedrohen die Weltwirtschaft
Pandemie und Krieg setzen die Weltwirtschaft massiv unter Druck. Wie dieser Druck gesenkt werden kann, darüber beraten IWF und Weltbank auf ihrer Frühjahrstagung - und die G20-Finanzminister.
"Es gibt Wochen, die prägen Jahrzehnte - und die erleben wir gerade", sagt der deutsche Finanzminister Christian Lindner im Washington am Rande des Frühjahrsmeetings von Internationalem Währungsfond (IWF), Weltbank und G20-Finanzminister. Einen Moment mit langfristiger Wirkung, eine Krise über einer Krise - so nennt es IWF-Chefin Kristalina Georgiewa.
Die Pandemie mit ihrer Wirtschaftskrise ist nicht vorbei - und nun kommt auch noch der Krieg in der Ukraine dazu, der weltweit die Preise für Energie und vor allem Lebensmittel so in die Höhe treibt, so dass in vielen Entwicklungsländern eine Hungersnot droht. Dazu kommen Inflation und steigende Zinsen, die bereits 60 Prozent der ärmeren Länder an den Rand des Zusammenbruchs oder darüber hinaus geführt haben.
Lindner betont immer wieder, dass eine globale Schuldenkrise drohe, dass sofort etwas getan werden müsse - nicht erst, wenn die Krise da ist. Der FDP-Politiker appelliert an China, den größten Gläubiger ärmerer Länder, Druck wegzunehmen. Aber letztlich müssten alle gemeinsam mit dem IWF und der Weltbank an Lösungen arbeiten, sagt Weltbank-Präsident David Malpass.
Hilfe für die armen Länder
Deutschland sagt laut Lindner 100 Millionen Euro für Zinssubventionen zu und gibt weitere sechs Milliarden an Krediten für einen Fonds, mit dem ärmere Staaten unterstützt werden. Die Hilfe aber müsse weiter gehen und langfristig und nachhaltig sein, mahnt Malpass. Das eine sei, mehr Handel zu erlauben; aber auch Schritte, die Märkte zu öffnen, seien sehr wichtig.
Neben all den Finanzprogrammen, um strauchelnde Volkswirtschaften zu stützen, komme es aber auch darauf an, die Menschen nicht zu vergessen. Wenn Staaten langfristig widerstandsfähig sein wollten, müsse die Bevölkerung in der Lage sein, Wirtschaftswachstum zu schaffen: "Für die Menschen, um den Verlust von Bildung während der Pandemie auszugleichen, und die Erwerbsbevölkerung für das digitale Zeitalter auszubilden", erläutert der Weltbank-Chef.
Wiederaufbau der Ukraine
Neben dem Blick auf die weltweite Wirtschaftsentwicklung müssen sowohl Weltbank als auch IWF der Ukraine unmittelbar helfen. Auch ohne die Kosten für einen Wiederaufbau nach dem Krieg geht man beim IWF derzeit von einem Finanzbedarf von fünf Milliarden Dollar pro Monat aus.
IWF-Chefin Georgiewa sagt dann so etwas wie "Wir schaffen das", nur etwas poetischer: "Obwohl Stürme über uns toben, arbeiten wir zusammen, um alle sicher ans Ufer zu bringen." Dafür braucht es vor allem auch Geld. Aber davon sei noch etwas da. 700 Milliarden Dollar habe der Fond noch zur Verfügung, um diese Krise über einer Krise über einer Krise zu meistern.