Streik bei Londoner U-Bahn Die Tube steht still
Die Beschäftigten der Londoner U-Bahn streiken: für bessere Arbeitsbedingungen, Löhne und Renten. Auf die Eisenbahn auszuweichen klappt nur bedingt. Denn auch dort wurde gerade erst gestreikt - und es soll weitergehen.
Ein Streik der Londoner U-Bahn-Beschäftigten hat den Nahverkehr in der britischen Hauptstadt teilweise stillstehen lassen. Der größte Teil der U-Bahn-Linien verkehrte am Freitag nicht, wie der Betreiber Transport of London mitteilte. "Es wird ein schwieriger Tag", hatte der Kundenservice-Chef der Subfirma London Underground, Nick Dent, bereits vorab erklärt. Kundinnen und Kunden sollten am besten ganz auf die U-Bahn verzichten. Oberirdische Züge fuhren zwar wieder, verkehrten aber unregelmäßig - eine Folge des Streiks von Eisenbahnbeschäftigten am Donnerstag. Da rollte nur jeder fünfte Zug.
"Von Arbeitgeber und Regierung in Stücke geschnitten"
Bei der Eisenbahn soll der Streik am Samstag weitergehen. Der Generalsekretär der Gewerkschaft RMT (The National Union of Rail, Maritime and Transport Workers), Mick Lynch, entschuldigte sich bei den Pendlerinnen und Pendlern. "Es tut uns sehr leid, dass die Menschen Unannehmlichkeiten haben."
Die Beschäftigten seien "ganz normale Männer und Frauen", die ihre Arbeit machten und eine Dienstleistung erbringen wollten, so Lynch. "Aber wenn man von einem Arbeitgeber und von der Regierung in Stücke geschnitten wird, muss man sich wehren."
Verkehrsminister weist Schuld von sich
Verkehrsgewerkschaften kritisieren die konservative britische Regierung. Sie hindere die - größtenteils privaten - Eisenbahnunternehmen daran, bessere Angebote für Löhne, Renten und Arbeitsbedingungen zu unterbreiten. Die Regierung bestreitet jede Einmischung, erklärte aber auch, die Bahnunternehmen müssten Kosten und Personal einsparen, nachdem sie zwei Jahre lang durch staatliche Zuwendungen über Wasser gehalten worden seien. Verkehrsminister Grant Shapps sagte dem britischen Privatdigitalsender Times Radio, es sei ein Schlag ins Gesicht für die Öffentlichkeit, wenn die Gewerkschaften streikten - nun, nachdem die Bahnunternehmen mit 16 Milliarden Pfund unterstützt worden seien.
Verkehrsminister Grant Shapps hat die Streiks als "Schlag ins Gesicht" bezeichnet.
Auch andere Branchen wollen streiken
Angesichts der rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten haben weitere britische Gewerkschaften Streiks angekündigt. Postangestellte, Anwälte, Mitarbeiter der British Telecom und Hafenarbeiter kündigten Arbeitsniederlegungen noch im August an. Im schottischen Edinburgh begannen Mitarbeiter der Straßenreinigung und des Recyclings am Donnerstag einen elftägigen Streik. Sie warnten, der Müll werde sich in den Straßen der Stadt türmen, während Touristen zum Edinburgh Fringe und anderen Kunstfestivals erwartet würden.
Züge in Großbritannien standen bereits im Juni still - wegen steigender Lebenshaltungskosten hatte die Eisenbahn zum größten Streik seit 30 Jahren aufgerufen. Regionale Ausstände gab es zudem im August.