Streit um Lohnerhöhungen Streik legt Bahnverkehr in Österreich lahm
In Österreich steht seit Mitternacht der Bahnverkehr wegen eines Streiks für 24 Stunden still. Rund eine Million Bahnkunden und bis zu 8000 Verbindungen sind betroffen. Grund ist ein Tarifstreit über deutliche Lohnerhöhungen.
Wegen gescheiterter Tarifverhandlungen über höhere Löhne steht in ganz Österreich seit Mitternacht der Zugverkehr still. Für 24 Stunden fallen der Fernverkehr, die Regional- und Nahverbindungen, die S-Bahn und auch die Gütertransporte aus. Etwa 8000 Verbindungen und etwa eine Million Fahrgäste sind davon betroffen. "Die Gewerkschaft Vida streikt heute von 0 Uhr bis 24 Uhr. Aus diesem Grund können ganztägig österreichweit und grenzüberschreitend keine Züge fahren", hieß es vonseiten der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB).
Der eintägige Streik der Eisenbahner führte auch zu Zugausfällen in Deutschland und betraf demnach auch alle internationalen Verbindungen mit Österreich. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass die Nachtzüge in und aus dem Alpenland auch noch in der Nacht zu Dienstag betroffen seien.
Streit über Lohnerhöhung
Die Gewerkschaft Vida hatte zuletzt eine Erhöhung der Kollektivvertrags- und Ist-Löhne für die rund 50.000 Bahn-Beschäftigten um pauschal 400 Euro pro Monat gefordert. Die Arbeitgeber wollten allerdings nur 208 Euro mehr zahlen - zuzüglich einer Einmalzahlung von 1000 Euro. Die Arbeitgeberseite beziffert ihr Angebot insgesamt auf ein Plus von 8,44 Prozent. Dies sei höher als sämtliche anderen Tarifabschlüsse in anderen Branchen in diesem Jahr.
Der ÖBB-Chef bezeichnete das Angebot als "mehr als attraktiv". "Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik", sagte Matthä weiter. "Ich halte einen Warnstreik von 24 Stunden für nicht verhältnismäßig und bedaure das für unsere Kunden", fügte er an. Neben dem materiellen Schaden verwies der Manager auf den entstandenen Imageschaden. "Wir verspielen das Vertrauen und das gute Image, das wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben, in wenigen Stunden".
Gewerkschaft sieht "massiven Aufholbedarf"
Verhandlungsführer Gerhard Taucher sagte, die Gewerkschaft kämpfe angesichts einer Inflationsrate von elf Prozent für einen "nachhaltigen Teuerungsausgleich, der im Zuge der explodierenden Preise vor allem niedrigere und mittlere Einkommen stärker entlastet". Solange es noch 40-Stunden-Jobs wie im Nachtzug gebe, wo die Beschäftigten 1356 Euro netto im Monat als Einstiegsgehalt bekämen, gebe es noch "massiven Aufholbedarf".
Die ÖBB hatte ihre Fahrgäste bereits vorige Woche vorsorglich informiert. Pendlern wurde empfohlen, nicht notwendige Fahrten zu vermeiden und im Homeoffice zu bleiben. Im Frühverkehr kam es dennoch vor allem in den Landeshauptstädten und in Wien infolge des Bahnstreiks zu Verzögerungen im Straßenverkehr und zu Staus.
Planmäßiger Zugverkehr ab Dienstag zu erwarten
Beim Güterverkehr ist laut der ÖBB vorgesorgt worden. "Wir haben angesichts der angespannten Lage versucht, für wesentliche Kunden schon im Vorfeld die Züge in die Werke hineinzustellen. Das sollte großflächig gelungen sein, sodass die Großbetriebe normal arbeiten können", sagte ÖBB-Chef Matthä.
Ab Dienstag erwarten die ÖBB wieder einen planmäßigen Zugverkehr. "Ich möchte nicht ausschließen, dass es bei dem einen oder anderen Zug zu Unregelmäßigkeiten kommt, aber generell erwarte ich, dass wir ab Dienstag wieder mit gewohnter Qualität für unsere Kunden da sind", sagte Matthä dem ORF.