Oxfam-Bericht Kluft zwischen Arm und Reich wächst rasant
Jeder zehnte Mensch auf der Welt hungert, heißt es in einem Bericht der Organisation Oxfam. Gleichzeitig profitierten viele Konzerne enorm von den jüngsten Krisen: 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne hätten ihre Gewinne 2022 mehr als verdoppelt.
Erstmals seit einem Vierteljahrhundert nehmen laut Oxfam extreme Armut und extremer Reichtum zugleich zu. Konzerne und deren Eigentümer profitierten zudem von unterschiedlichen Krisen, heißt es im Bericht "Survival of the Richest", den die Hilfsorganisation heute anlässlich des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos vorstellt.
Reichtum von Milliardären "sprunghaft angestiegen"
So seien während der Corona-Pandemie, also seit dem Jahr 2020, insgesamt 26 Billionen US-Dollar an das reichste Prozent der Menschheit gefallen - und 16 Billionen US-Dollar an die restlichen 99 Prozent.
Im vergangenen Jahr sei der Reichtum von Milliardärinnen und Milliardären erneut "sprunghaft angestiegen", insbesondere durch "rasante Gewinne der Lebensmittel- und Energiekonzerne". Von diesen hätten 95 Unternehmen ihre Gewinne im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.
In Deutschland flossen demnach 81 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses, der zwischen 2020 und 2021 erwirtschaftet wurde, an das reichste Prozent der Bevölkerung. Auf die übrigen 99 Prozent der Bürgerinnen und Bürger entfielen demnach lediglich 19 Prozent des Vermögenszuwachses.
Laut Oxfam leben mindestens 1,7 Milliarden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Inflation größer ist als die Lohnentwicklung. Etwa jeder zehnte Mensch auf der Erde hungere.
Regierungen wollen Investitionen in Bildung kürzen
60 Prozent der hungernden Weltbevölkerung sind demnach Frauen und Mädchen. Zugleich planten drei Viertel aller Regierungen, ihre Ausgaben im öffentlichen Sektor zu kürzen, also etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich. Dabei brauche es gerade hier Investitionen sowie eine Stärkung von Frauenrechten, so Oxfam. Auch müssten die entsprechenden Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit erhöht werden.
Vor diesem Hintergrund forderte die Organisation die Regierungen auf, diesem Trend mit Steuern auf Übergewinne und hohe Vermögen entgegenzutreten. Daraus entstehende Einnahmen müssten in den Ausbau von sozialer Sicherung, Bildung und Gesundheit investiert werden, um Ungleichheit und Armut zu bekämpfen.
Oxfam forderte eine Übergewinnsteuer von mindestens 50 Prozent für Konzerne. "Die bisherigen Planungen für eine Abgabe auf Zufallsgewinne greifen zu kurz", heißt es.