Zahlungsausfall Sri Lanka kann Kredite nicht bedienen
Der von einer schweren Wirtschaftskrise geplagte Inselstaat Sri Lanka kann seine Auslandsschulden nicht zurückzahlen. Alle Zins- und Rückzahlungen wurden vorerst eingestellt.
Der asiatische Inselstaat Sri Lanka kann seine hohen Kreditschulden im Ausland nicht mehr zurückzahlen und hat in der Folge die Rückzahlungen sowie die Begleichung von Zinsen vorerst eingestellt. Zentralbankchef Nandalal Weerasinghe warnte heute, dass der Inselstaat, der von einer schweren Wirtschaftskrise geplagt wird, kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehe.
Das Land hat nach Angaben der Zentralbank Schulden in Höhe von mehr als 50 Milliarden US-Dollar, verfügt aber kaum noch über ausländische Devisen. Schätzungen zufolge benötigt Sri Lanka allein in diesem Jahr sieben Milliarden Dollar, um fällige Schulden zu begleichen - bei Reserven von nur 1,9 Milliarden Dollar Ende März.
Sri Lanka wolle nun mit Kreditgebern verhandeln, um seine Schulden zu restrukturieren, hieß es aus dem Finanzministerium. Dies sei der letzte Ausweg, um zu verhindern, dass sich die finanzielle Situation weiter verschlechtert. Unter den Kreditgebern auch asiatische Länder, darunter China und Japan. Sie stehen für jeweils zehn Prozent der Verschuldung, gefolgt von Indien mit fünf Prozent. Das chinesische Außenministerium erklärte heute bereits, die eingestandene Zahlungsunfähigkeit ändere nichts daran, dass Peking den Inselstaat weiter bei seiner "wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung" unterstützen werde.
Schlimmste Wirtschaftskrise seit 1948
Sri Lanka durchlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit im Jahr 1948. Die 22 Millionen Menschen leiden unter einem Mangel an Lebensmitteln, Treibstoffen und Medikamenten, unter Stromausfällen und einer immensen Inflation. Außerdem fehlen dem Land US-Dollar, um entsprechende Güter aus dem Ausland zu importieren.
Zuletzt hatte Sri Lanka immer weitere Kredite aufgenommen und auch beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe gebeten. Kommende Woche soll es entsprechende Gespräche in Washington geben. Sri Lanka möchte eine Finanzspritze in Höhe von drei Milliarden Dollar für die kommenden drei Jahre, um die Wirtschaft zu stützen. Nach Angaben des Finanzministeriums sei eine Restrukturierung der Schulden übereinstimmend mit wirtschaftlichen Programmen des IWF in Arbeit.
Proteste erschüttern das Land
Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten wurde die Situation durch Misswirtschaft der Regierung, jahrelange Anhäufung von Krediten und eine falsche Steuerpolitik verschlimmert. Zudem macht der Einbruch im Tourismus wegen der Corona-Pandemie dem Land zu schaffen - der Sektor ist eine wichtige Konjunkturstütze.
Die vergangenen Wochen waren geprägt von heftigen Protesten gegen die Regierung. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Präsident Gotabaya Rajapaksa und seinem Bruder und Premierminister Mahinda Rajapaksa, da sie von beiden keine Lösung der Krise erwarten.