Wirtschaftsprüfer EY bekommt keine neuen DAX-Mandate
Nach dem Wirecard-Skandal hat es Wirtschaftsprüfer EY offenbar schwer, neue Mandate von DAX-Unternehmen zu gewinnen. Das zeigt eine Analyse des "Handelsblatts". Marktführer bei den deutschen Schwergewichten ist PwC.
Als Folge des Skandals um das ehemalige DAX-Mitglied Wirecard meiden die deutschen Börsenkonzerne einem Zeitungsbericht zufolge Ernst & Young (EY) als Wirtschaftsprüfer. Jahrelang hatte die Gesellschaft die Bilanzen des Münchener Zahlungsdienstleisters testiert. Im Finanzskandal wird ihr eine mangelhafte Prüfung vorgeworfen.
Aufgrund des Imageschadens seien die EY-Prüfer in allen Auswahlverfahren der DAX-Konzerne seit 2020 leer ausgegangen, wie das "Handelsblatt"-Ranking zeigt. Seit dem Auftrag durch die Deutsche Bank, die zuvor von KPMG geprüft worden war, habe es kein neues Abschlussprüfer-Mandat gegeben. Von 2023 bis 2026 musste EY dem Bericht zufolge im Gegenzug allerdings sieben abgeben.
Marktführer ist PwC
Am meisten Mandate hat nach Angaben des "Handelsblatts" mit Abstand PwC. Deren Marktanteil steige bis 2024 auf 40 Prozent. Der Marktführer habe sich zuletzt bei vielen Auswahlverfahren großer Konzerne durchgesetzt und prüfe künftig 16 Unternehmen im DAX - darunter etwa Siemens, Mercedes oder Adidas.
Die bisherige Nummer eins KPMG hat ab 2023/24 dagegen nur noch das Prüfungsmandat für sieben DAX-Firmen. Bis Ende 2022 konnte die Gesellschaft in den vergangenen fünf Jahren mit Covestro, Siemens Energy, E.ON und MTU Are Engines nur vier dazu gewinnen - was aber auch gewollt sein kann. Offenbar setzt KPMG lieber auf lukrative Beratungsprojekte für die DAX-Firmen, was bei Prüfungsmandanten nicht erlaubt wäre, schreibt die Düsseldorfer Zeitung.
Deloitte der große Gewinner
Am meisten neue Mandate konnte derweil laut "Handelsblatt" Deloitte ergattern. Seit 2021 erhielt die Gesellschaft sieben neue Aufträge. Nachdem sie Branchenkreisen zufolge vor wenigen Tagen durch den Chemiehändler Brenntag beauftragt wurde, kommt sie nun auf einen Marktanteil im DAX von 20 Prozent und zog an KPMG vorbei (17,5 Prozent). Einst hatte KMPG mehr als die Hälfte aller Unternehmen in der ersten Börsenliga betreut.
Hintergrund für die Wechsel im Ranking ist die seit 2016 europaweit geltende Rotationspflicht für Wirtschaftsprüfer. Um den Wettbewerb zu stärken und eine Nähe zwischen den Parteien zu verhindern, müssen börsennotierte Konzerne ihren Abschlussprüfer spätestens alle zehn Jahre wechseln und dazu eine Ausschreibung durchführen. In Deutschland wurde die Regelung 2021 noch einmal verschärft, indem die Verlängerungsoption auf bis zu 24 Jahre abgeschafft wurde.