Zypern will unter den Rettungsschirm Zwischen Krisenangst und Hoffnung
Zypern will unter den Rettungsschirm - doch die Zyprer bleiben vorsichtig optimistisch, dennoch nicht den griechischen Weg gehen zu müssen. Zwar steigt die Arbeitslosigkeit und die Wirtschaft ist eng mit der griechischen verbunden. Doch der griechisch geprägte Inselteil, der Mitglied der EU ist, hat eine funktionierende Verwaltung - und Zukunftsperspektiven.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Arbeitslosigkeit - das war auf der Sonnen-Insel Zypern bislang ein Fremdwort. Hotels, Banken, Handelsfirmen - sie alle brauchten ständig neue Leute, denn egal ob Tourismus, Bankgeschäfte oder Außenhandel - bislang ging es mit der Wirtschaft auf Zypern immer nur aufwärts. Jetzt aber wächst nur noch die Arbeitslosenzahl. Uni-Absolventen in der Republik Zypern haben plötzlich Konkurrenz auf dem eigenen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote hat gerade die Zehn-Prozent-Marke überschritten; bei jungen Zyprern liegt sie schon bei fast 30 Prozent.
Traditionell eng mit Griechenland verflochten
Hauptgrund dafür sind aber nicht zugewanderte Arbeitskräfte, sondern die Krise in Griechenland. Denn die Wirtschaft Zyperns ist traditionell eng verflochten mit der griechischen Wirtschaft. Griechenland ist nicht nur Schutzmacht der griechischen Zyprer, sondern auch mit Abstand wichtigster Handelspartner. Wegbrechende Aufträge aus Athen und nicht zurückgezahlte Kredite treffen die kleine zyprische Volkswirtschaft schwer.
Die Engländerin Susana Haralandis, die seit 30 Jahren in der Inselhauptstadt Nikosia lebt, spürt bei den Zyprern eine wachsende Angst vor einer langen, tiefen Krise: "Ja, sie haben Angst davor, weil sie denken: Was in Griechenland passiert, wird auch hier früher oder später geschehen. Ich glaube, die Leute hier haben noch Geld, aber sie geben es nicht aus; sie sind beunruhigt, wissen nicht, was auf sie zukommt."
Viele Zyprer haben Hoffnung
Die zyprische Regierung beruhigt: Man werde die Wirtschaftsprobleme aus eigener Kraft lösen; nur für die Rettung der angeschlagenen Banken benötige man Hilfe aus dem EU-Rettungsschirm. Viele Zyprer haben in der Tat die Hoffnung, dass es bald wieder aufwärts geht. Denn im Gegensatz zu Griechenland funktioniert die öffentliche Verwaltung auf Zypern gut. Und außerdem, so sagt der Souvenirverkäufer Panagiotis Panikos: "Wir blicken auf eine gute Zukunft, weil wir Öl gefunden haben."
Vor der zyprischen Südküste haben Forscher große Erdgasfelder im Boden des Mittelmeeres entdeckt. Das brachte allerdings auch neuen Streit bei den Verhandlungen um eine Wiedervereinigung des griechischen Südteils mit dem türkischen Nordteil der Insel - und der große Nachbar Türkei spricht der Republik Zypern das Recht ab, die Erdgasfelder im Mittelmeer auszubeuten, bevor der Streit um die Teilung der Insel nicht endgültig geklärt ist.
Ohnehin wird es noch Jahre dauern, bis Zypern tatsächlich mit dem Gas-Export Milliarden verdienen und seine Schulden zurückzahlen könnte, aber schon jetzt stehen Investoren in Nikosia Schlange, um beim großen Gas-Geschäft dabei zu sein. Zypern steckt zwar in der Krise, aber ein möglicher Ausweg aus der Krise ist in Sicht.