Kreditinstitute wieder offen Erster Tag der Bankenöffnung endet ohne Ansturm
Nach zwölf Tagen Zwangspause haben die Banken in Zypern wieder für einige Stunden ihre Türen geöffnet. Die meisten Kunden blieben ruhig, nur vereinzelt gab es Schlangen. Mit harten Auflagen hatte die Regierung der befürchteten Kapitalflucht vorgebeugt. Diese könnten jedoch länger in Kraft bleiben als erwartet.
In Zypern ist der befürchtete Ansturm der Kunden nach der Öffnung der Banken ausgeblieben. Zum ersten Mal nach zwölf Tagen Zwangspause öffneten die Filialen ihre Türen. Während der sechsstündigen Öffnungszeiten blieb die Lage ruhig. Polizei und private Sicherheitskräfte, die ihre Präsenz vorsorglich verstärkt hatten, mussten nach vorläufigen Berichten nicht eingreifen.
Kaum Warteschlangen
Als um 12 Uhr Ortszeit die Banken öffneten, kam es nur vereinzelt zur längeren Warteschlangen. Doch die meisten Kunden reihten sich gelassen ein und wurden nach vergleichsweise kurzen Wartezeiten in kleinen Gruppen eingelassen. Am Nachmittag habe sich die Lage weiter beruhigt, berichtete ARD-Korrespondent Michael Schramm aus Nikosia.
Zyperns Präsident Nikos Anastasiades bedankte sich bei den Bürgern für deren besonnenes Verhalten. Die Zyprer hätten gezeigt, dass sie ihr Land nicht nur aus der Krise führen wollten, sondern dies auch könnten. Am Freitag sollen die Geldhäuser wieder zu ihren gewohnten Geschäftszeiten öffnen.
Bargeldbestände aus Deutschland eingeflogen
Im Vorfeld der Bankenöffnung hatte die Europäische Zentralbank Bargeld-Reserven nach Zypern fliegen lassen. Das Geld stammte aus Beständen der Bundesbank. Es soll sich laut Medienberichten um etwa fünf Milliarden Euro gehandelt haben.
Allerdings waren die Zugriffsmöglichkeiten der Zyprer auf ihre Guthaben vorsorglich stark eingeschränkt worden, um eine Kapitalflucht zu verhindern. Die Kunden dürfen vorerst jeden Tag höchstens 300 Euro pro Person und Konto abheben dürfen. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen über das Online-Bankingsystem sind erlaubt, damit Angestellte ihre Gehälter erhalten können.
Auflagen für Auslandsgeschäfte
Starke Einschränkungen bestehen für bargeldlose Zahlungen im Ausland sowie für Überweisungen ins Ausland und auf Konten anderer Kreditinstitute. Alle diese Geldtransfers sind allgemein verboten und werden nur in wenigen Fällen erlaubt. Neben der Zahlung von Gehältern profitieren vor allem Geschäftsleute im täglichen Handel von den Ausnahmegenehmigungen. Für solche Handelsgeschäfte sind Zahlungen von bis zu 5000 Euro ohne Einschränkungen möglich. Für Überweisungen zwischen 5001 und 200.000 Euro ist die Zustimmung der Zentralbank notwendig - und zwar muss diese innerhalb von 24 Stunden entscheiden. Noch höhere Überweisungen kann die Notenbank von Fall zu Fall genehmigen.
Zyprer, die im Ausland mit Karte zahlen, haben dafür einen Verfügungsrahmen von 5000 Euro pro Monat. Zyprer die im Ausland leben und zum Beispiel dort studieren, können für Lebenshaltungskosten 5000 Euro pro Quartal von ihren zyprischen Konten verwenden. Pro Person und Auslandsreise dürfen die Zyprer höchstens 1000 Euro in bar mitnehmen.
Schecks dürfen die Banken nicht in Bargeld umtauschen - es sei denn, dass eine ausländische Bank den Scheck ausgestellt hat. Auch für die bargeldlose Zahlung mit Karten, die Geldhäuser außerhalb Zyperns ausgestellt haben, gelten keine Beschränkungen. Zudem sind Gelder von den Beschränkungen ausgenommen, die nach dem 27. März von ausländischen Investoren neu bei zyprischen Banken angelegt werden.
Sämtliche Einschränkungen bei Finanztransaktionen könnten länger in Kraft bleiben als zunächst erwartet. Außenminister Ioannis Kasoulides sagte in Nikosia, die neuen Regelungen könnten laut einer Bewertung der Zentralbank wohl erst in einem Monat vollständig wieder aufgehoben werden. Ursprünglich sollten die Einschränkungen nur in den kommenden sieben Tagen gelten.