Verkündung in Stockholm Erneut Physik-Nobelpreis für Deutschen
Zum zweiten Mal in Folge wird ein Deutscher mit dem Physik-Nobelpreis geehrt. Klaus Hasselmann teilt sich den Preis mit dem US-Amerikaner Manabe sowie dem Italiener Parisi für Forschung zum Erdklima und zu komplexen Systemen.
Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr zur einen Hälfte an den Deutschen Klaus Hasselmann und den japanischstämmigen US-Amerikaner Syukuro Manabe sowie zur anderen Hälfte an den Italiener Giorgio Parisi. Sie werden für ihre "bahnbrechenden Beiträge zu unserem Verständnis komplexer physikalischer Systeme" ausgezeichnet, wie das Nobelkomitee in Stockholm mitteilte.
Hervorgehoben wurde die Bedeutung von Hasselmanns und Manabes Forschung für das physikalische Modellieren des Klimas der Erde. Sie hätten die Grundlage für das Wissen über das Erdklima und den Einfluss des Menschen gelegt. Parisis Forschung beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Unordnung und Fluktuationen physikalischer Systeme von der atomaren bis hin zur planetarischen Ebene.
Manabe und Hasselmann wurden gemeinsam geehrt, die andere Hälfte des Preises geht an Parisi.
Professor in Hamburg
Hasselmann zählt zu den führenden deutschen Klimaforschern und war zunächst Professor und später Direktor des Instituts für Geophysik und Planetarische Physik an der Universität Hamburg. Nach mehreren Auslandsstationen übernahm er von 1975 bis November 1999 die Leitung des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg und war von 1988 bis 1999 erster wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Klimarechenzentrum in Hamburg.
Der 89-Jährige beschäftigte sich schon früh mit dem menschengemachten Klimawandel und dem Treibhauseffekt. In einem Interview von 1988 sagte er: "In 30 bis 100 Jahren, je nachdem, wieviel fossiles Brennmaterial wir verbrauchen, wird auf uns eine ganz erhebliche Klimaänderung zukommen. Klimazonen werden sich verschieben, Niederschläge anders verteilen. Dann wird man nicht mehr von Zufallsergebnissen reden können. Man sollte sich bewusst werden, dass wir in eine Situation hineinkommen, wo es keine Umkehr mehr gibt. Wir müssen vor allem versuchen, mit Öl und Kohle sparsam umzugehen, denn das Kohlendioxid ist wesentlich an der Treibhauswirkung schuld."
Auch Parisi hält den Kampf gegen die Klimakrise wenige Wochen vor der Weltklimakonferenz COP26 für äußerst dringend. "Es ist klar, dass wir für künftige Generationen jetzt sehr schnell handeln müssen", sagte der Italiener kurz nach der Ehrung. Es sei sehr dringend, dass auf der Konferenz in Glasgow klare und sehr kraftvolle Entscheidungen getroffen würden.
Knapp eine Million Euro Preisgeld
Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen Kronen (rund 985.000 Euro) dotiert und wird für bahnbrechende Forschungen und nicht für eine Lebensleistung vergeben. Sie kann auf bis zu drei Personen verteilt werden. Eine posthume Würdigung ist nicht zulässig. Übergeben werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Im vergangenen Jahr waren der deutsche Astrophysiker Reinhard Genzel, der Brite Roger Penrose und die Amerikanerin Andrea Ghez für Forschungen zu schwarzen Löchern und supermassiven kompakten Objekten mit dem Preis geehrt worden. Gestern war bereits der Medizin-Nobelpreis an die US-Wissenschaftler David Julius und Ardem Patapoutian für ihre Grundlagenforschung zur Hitze- und Druckwahrnehmung im menschlichen Körper verliehen worden.
Preise für Chemie, Literatur und Frieden folgen
Für Mittwoch wird die Entscheidung über die Verleihung des Nobelpreises für Chemie erwartet, am Donnerstag steht die Bekanntgabe des Literatur-Nobelpreises an und am Freitag wird verkündet, wer den Friedensnobelpreis erhält. Der Preis für Wirtschaft, der streng genommen kein Nobelpreis ist, wird am kommenden Montag bekanntgegeben.