Schimpansenforscherin Goodall wird 90 "Ich habe noch so viel zu tun"
Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich mit Schimpansen, hat in Forschung und Schutz der Primaten Immenses geleistet. Und auch wenn Jane Goodall heute 90 wird, hat sie noch viele Ziele.
Auch mit 90 Jahren hat sie keine Zeit sich auszuruhen. "Wie könnte ich", fragt Jane Goodall und meint diese Antwort wirklich ernst. Sie spüre, dass sie hier auf Erden eine Mission habe, und da sie nicht wisse, wie viele Jahre ihr noch blieben, müsse sie sich ranhalten. "Ich habe noch so viel zu tun!"
Jane Goodall will den Tier-, Natur- und Umweltschutz vorantreiben. Sie ist Botschafterin für das Projekt, bis 2030 eine Billion Bäume zu pflanzen, sie setzt sich gegen Käfighaltung ein und spricht sich dafür aus, weniger Fleisch zu essen. In erste Linie aber, hat sie ihr Leben dem Schutz der Schimpansen verschrieben.
Den Schimpansen die Angst genommen
25 Jahre lang hat sie mit wilden Schimpansen gelebt und deren Verhalten erforscht. Es begann 1960 in Tansania, im heutigen Gombe Stream National Park. Das Vertrauen der Schimpansen zu gewinnen, brauchte Zeit, erzählte Goodall in der BBC. Am Anfang seien die Schimpansen vor ihr weggelaufen, regelrecht geflohen. Erst im Laufe der Zeit hätten sie verstanden, dass von Jane Goodall keine Gefahr ausging. Sie habe sich hingesetzt, immer Kleidung in den gleichen Farben getragen und so getan, als würde sie sich für die Schimpansen gar nicht interessieren, sagt sie. Das hat den Schimpansen offenbar die Angst genommen.
Das Interesse für Tiere war Goodall in die Wiege gelegt. Kaum, dass sie laufen konnte, schleppte sie Würmer ins Haus - offenbar fasziniert davon, dass sich diese Wesen ohne Beine fortbewegen können. Als Vierjährige verschwand Goodall im Hühnerstall und tauchte für mehrere Stunden nicht mehr auf. Ihre Eltern riefen schließlich die Polizei, weil sie ihr Kind nicht mehr finden konnten.
Tarzan hat die falsche Jane geheiratet
Schon damals hatte Jane eine Mission: Sie musste für sich die Frage klären, wo die Eier herkommen. Einige Jahre später dann der wegweisende Moment in ihrem Leben. Als sie zehn Jahre alt war, las sie das Buch Tarzan bei den Affen. "Ich hab‘ mich leidenschaftlich verknallt in diesen prächtigen König des Dschungels", erinnert sie sich. "Und was hat er dann gemacht? Er hat die falsche Jane geheiratet!"
Die Liebe zu Tarzan hatte sich irgendwann erledigt, aber für Jane Goodall war klar: Sie wollte nach Afrika, um große Tiere zu beobachten. Dafür wurde sie von vielen belächelt, nicht aber von ihrer Mutter. Die unterstützte sie und machte ihr Mut. Im Alter von 26 Jahren war Goodall dann in Tansania und begann, ihren Lebenstraum zu leben. Heute gilt sie als international führende Primaten-Expertin, obwohl sie niemals studiert hat.
Obwohl sie nie studiert hat, gilt Jane Goodall als eine der bedeutendsten Primatenforscherinnen.
Bevor sie nach Afrika ging, hatte sie eine Schule für Sekretärinnen besucht. Ihre Beobachtungen unter den Schimpansen waren allerdings so erkenntnisreich, dass die Universität von Cambridge eine höchst seltene Ausnahme machte und Goodall 1962 auch ohne Studium zur Promotion zuließ. Die Verhaltensforscherin musste im Laufe der Jahre aber auch Kritik einstecken. So wurde ihr unwissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen, etwa weil sie den Schimpansen, die sie erforschte, Namen gab.
Innerer Aufruf zu handeln
Mitte der 1970er Jahre war Goodall in Paris. Frisch geschieden und in einer persönlichen Krise, besuchte sie zum ersten Mal Notre-Dame. Auf der Orgel spielte jemand Bachs Toccata und Fuge in d-Moll - und in dem Augenblick, sagt sie, spürte sie innerlich den Aufruf zu handeln. Diesem Aufruf folgt sie bis heute. 1977 gründete die Britin das Jane-Goodall-Institut zum Schutz von Primaten und Habitaten, 1991 die Kinder- und Jugendorganisation Roots & Shoots, Wurzeln und Sprösslinge, um den Nachwuchs zum Natur- und Umweltschutz zu animieren.
Mit 90 Jahren kann Jane Goodall auf ein langes und sehr erfolgreiches Leben zurückblicken. Sie ist Dr. und Dame, also geadelt, hat viele Auszeichnungen und Ehrungen erhalten und besitzt die Ehrendoktorwürde mehrerer Universitäten. Diverse Bücher und Filme behandeln ihr Leben, und seit 2022 gibt es sogar eine Barbie-Puppe von ihr. Zum Ausruhen aber hat sie keine Zeit. Es gibt ja noch so viel zu tun.