
Valentinstag Nachhaltige Schnittblumen - kaum möglich
Wer zum Valentinstag Blumen verschenken möchte, muss damit Vorlieb nehmen, dass sie importiert wurden. Mit ein paar Kniffen lassen sich aber Umweltschäden verkleinern.
Für Floristinnen und Floristen ist der Valentinstag ein sehr lukratives Geschäft. Laut Außenhandelsstatistik werden bundesweit jährlich Blumen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro verkauft. Der Klassiker ist dabei nach wie vor die Rose.
Corinna Jasper-Bekemeier, Floristin aus Gelsenkirchen, bemerkt bei ihrer Kundschaft, dass die Emotionalität ganz klar im Vordergrund steht. Sie meint, den Leuten sei es dann eigentlich egal, woher die Rose komme. Hauptsache ist: "Die muss gut aussehen. Langstielig, großer Kopf ist wichtig. Wenn die aufgeht, haben Sie einen kleinen Unterteller von einer Tasse."
Kaufgewohnheiten erfordern mehr Importware
Solche Rosen wachsen nicht in Europa, schon gar nicht im Februar. Deshalb beziehen viele Floristinnen diese Sorte aus Übersee, aus Ecuador etwa. Dass für Blumen überhaupt so weite Transportwege in Kauf genommen werden, hängt mit der hohen Nachfrage zusammen.
Alexandra Vogt vom Institut für Industrielle Ökologie an der Hochschule Pforzheim weist darauf hin, dass die meisten es einfach gewohnt sind, Blumen das ganze Jahr über in allen Farben und Sorten verfügbar zu haben. "Wenn wir importieren, dann sind es halt meistens Anbauregionen, die durch Monokulturen geprägt sind. Wir haben lange Transportwege, wir müssen die Blumen kühlen. Das hat einen hohen Energieaufwand“, so die Expertin.
Allerdings erfordern nicht alle Erzeugungsmethoden gleich viel Energie. Eine Studie im Auftrag von Fairtrade Schweiz ergab 2024, dass der CO2-Abdruck bei eingeflogenen Blumen um zwei Drittel kleiner ist als bei Pendants aus dem Gewächshaus in Europa. Thomas Bekemeier, bei dem Gelsenkirchener Blumenladen für den Einkauf zuständig, nennt als wichtigen Grund den enormen Heizbedarf. "In Ecuador geht’s ohne Heizung - auch jetzt", betont der Händler.
Fair gehandelte Blumen sind gefragt
Dennoch sind in Südamerika oder Afrika mitunter gefährliche Pflanzenschutzmittel gebräuchlich, die europäische Blumenzuchtbetriebe nicht verwenden dürfen. Längst haben sich Initiativen gegründet, die für nachhaltigen Anbau und gute Produktionsbedingungen auch im globalen Süden sorgen wollen.
Laut Nicola Fink, Pressesprecherin des Verbandes Deutscher Floristen, unterziehen sich viele Blumenfarmen dort bereits regelmäßigen Kontrollen. Fink versichert: "Es gibt verschiedene Blütesiegel, die an dieser Stelle wirken. Da können die Floristen dann nachschauen und tun dies auch." Einige Kunden von Corinna und Thomas Bekemeier lassen sich sogar unterschreiben, dass sie fair gehandelte Blumen bekommen.
Allerdings halten nicht alle Labels das, was sie versprechen. Ein großes Manko ist für Industrieökologie-Expertin Alexandra Vogt die fehlende Deklarationspflicht. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, hilft es ihrer Meinung nach am Valentinstag eigentlich nur, ganz auf Blumengeschenke zu verzichten. Denn egal, welche Blume über den Ladentisch geht - ohne Gewächshaus, Flugzeug oder Schiff und natürlich ohne Chemie kann Mitte Februar keine von ihnen gedeihen, geschweige denn, zu uns gelangen.
Es gibt Alternativen zu Rosen
Rosen sind sehr anfällig für Schädlinge und müssen intensiv mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Nicola Fink vom Floristenverband rät deshalb dazu, auch auf Frühblüher wie die Tulpe, die Ranunkel, die Hyazinthe oder die Gerbera zurückzugreifen, bei denen das weniger nötig ist. Blumenhändler Thomas Bekemeier gibt außerdem zu verstehen: "So viele rote Rosen, wie am Valentinstag gebraucht werden, kann man fast gar nicht produzieren. Das treibt natürlich den Preis in die Höhe.“
Aber auch wer eine fair gehandelte Blütenpracht möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Eine Kompromisslösung, die sich längst nicht alle Kunden leisten können. Wer sich jedoch dafür entscheidet, kann, gepaart mit der richtigen Sortenwahl, neben der Liebe auch der Umwelt zumindest teilweise etwas Gutes tun.