Tiermedizin Streunende Katzen per Spritze sterilisieren
Millionen Katzen leben weltweit als Streuner - oft unter schlimmen Bedingungen. Es wäre wichtig, die Tiere zu sterilisieren, doch das ist sehr aufwendig. Eine neue Studie zeigt: Vielleicht ginge das auch einfacher.
Bei der Vermehrung von Hauskatzen kann es sehr schnell gehen: Zwei bis drei Mal im Jahr können die Weibchen trächtig werden, dabei bekommen sie meist zwei bis sechs Jungtiere. Wenn die sich auch unkontrolliert vermehren, können in wenigen Jahren Hunderte Nachkommen entstehen.
Dabei haben streunende Katzen oft kein sehr schönes Leben: Häufig haben sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, sind krank oder leiden Hunger. Für Städte und Länder mit vielen Streunerkatzen können die Tiere zu einem Problem werden. Zum Teil werden deshalb dort auch gesunde Katzen getötet. Eine tierfreundlichere Möglichkeit wäre es, die Streuner zu sterilisieren. Aktuell geschieht das durch eine kleine Operation, doch das ist angesichts der großen Anzahl der Tiere aufwendig und teuer.
Nur eine Spritze nötig
In einer Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, haben Forschende jetzt eine Technik vorgestellt, mit der die Katzen ihrer Ansicht nach in Zukunft schneller und kostengünstiger sterilisiert werden könnten.
Denn in der Studie funktionierte die Verhütung mit nur einer einzigen Injektion. Darin enthalten war ein Genvektor, also eine Art Transportmittel für Gene. In diesem Fall wurde so die Bauanleitung für das Geschlechtshormon AMH in die Muskeln der Katze gebracht, sodass sie selbst das Hormon herstellten. Die Forscherinnen und Forscher konnten bereits bei Mäusen zeigen, dass bei einem unnatürlich hohen AMH-Spiegel die Reifung der Eizelle des Weibchens verhindert wird.
Verhaltenstests: Behandelte Katzen werden nicht trächtig
In Ultraschalluntersuchungen und Verhaltenstests zeigte sich, dass dies auch bei Katzen der Fall war: Von neun Katzen, die zweimal über vier Monate fast jeden Tag mit einem Kater zusammenlebten, bekamen nur die drei Tiere im Anschluss Nachwuchs, die vorher keine AMH-Gentherapie erhalten hatten. Die sechs behandelten Tiere wurden nicht trächtig, einige weigerten sich sogar, sich überhaupt mit dem Männchen zu paaren.
Wie lange dieser Effekt anhält - ob also eine Spritze reicht, um ein Katzenleben lang sterilisiert zu sein, weiß man noch nicht. Die Tiere wurden bisher nur über vier Jahre beobachtet. Gleiches gilt für mögliche Nebenwirkungen.
Studie zu klein für endgültige Bewertung
In der jetzt veröffentlichten Studie haben nur sechs Katzen eine solche Verhütungs-Therapie erhalten. Auch wenn bei ihnen keine unerwünschten Nebenwirkungen aufgetreten sind: Noch ist die Anzahl der Versuchstiere viel zu niedrig und der Beobachtungszeitraum zu kurz, um die Sicherheit der Methode endgültig beurteilen zu können.
Denn die dauerhafte Überproduktion eines Hormons könnte durchaus negative Effekte auf die Katzenkörper haben. Es wird also noch weitere Studien und Untersuchungen geben, bevor eine massenhafte Verhütung via Gentherapie in Tierheimen beginnen könnte. Doch die Studie zeigt: Das Prinzip scheint zu funktionieren.