Projekt zu Biodiversität Aus Äckern Biotope machen
Eine Stiftung in Bayern will Landwirtschaft und Artenvielfalt einander näher bringen. Dazu kauft oder pachtet sie Agrarflächen und lässt sie beweiden. Doch dafür ist einiges an Überzeugungsarbeit nötig.
Am Ende seines Berufslebens kauft der Münchner Christoph Hiltl mit seiner Frau in der Altstadt von Kronach ein denkmalgeschütztes Haus und renoviert es. Im Parterre sitzt er im Büro seiner Stiftung "Lebensräume für Mensch und Natur" und telefoniert mit Behörden, Landwirten und dem Bauernverband.
Hinter ihm an der Wand hängt eine große Karte mit rot markierten Flächen, die er aus dem herkömmlichen Ackerbau herausnehmen konnte. "Da haben natürlich viele gesagt: 'Was will denn der hier?'", erinnert sich der Anwalt.
Ökologische Inseln schaffen
Hiltl widmet seine Zeit Naturschutzprojekten: Er übernimmt die Projektträgerschaft, investiert Stiftungsgeld und gewinnt finanzielle Unterstützung des Bayerischen Naturschutzfonds.
Am Anfang wandelte Hiltl einen fünf Hektar großen alten Buchenwald mit seltenen Vögeln bei Kirchleus in eine Naturfläche um. Dann folgten 50 Hektar Äcker und verwildertes Land am Kronacher Kreuzberg, daraus wurden Schaf- und Ziegenweiden.
Jetzt sind im Fischbachtal bei Kronach gut 70 Hektar Biotopverbund entstanden. So große ökologische Inseln sind in der heutigen Agrarlandschaft sehr selten.
Im Fischbachtal haben sich seltene Vögel, Insekten und Pflanzen angesiedelt.
Partnerschaften sind wichtig
Um diesen Biotopverbund zu schaffen, musste Hiltl Landwirte als Partner gewinnen, damit sie verkaufen, verpachten, tauschen oder auch die naturnahe Bewirtschaftung übernehmen.
Landwirt Michael Schubert tut das mit Begeisterung, weil er mit herkömmlichem Ackerbau auf den kargen, steinigen Böden mehr Ärger als Nutzen hatte. Nun lässt er seine Angusrinder auf den riesigen Weiden grasen: "Da haben mich viele Kollegen schräg angeschaut", so Schubert, "aber für mich war es der beste Weg. Mir geht es gut dabei."
Auch die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken unterstützt das Projekt. Sie hilft bei der Auswahl passender Flächen, betreut die Pflege der Flächen und dokumentiert die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt. Schon nach wenigen Jahren haben sich seltene Vögel, Insekten und Pflanzen angesiedelt.
Ein Biotop ist ein abgrenzbarer Lebensraum von Tieren, Pflanzen und Pilzen oder von Lebensgemeinschaften. Dazu zählen natürlich entstandene Landschaftsbestandteile, wie beispielsweise Bäche und Nadelwälder und solche, die vom Menschen geschaffen wurden, wie Gewässer und Waldflächen. Der Begriff Biotop setzt sich aus den griechischen Wörtern bios = Leben und topos = Ort zusammen. Umgangssprachlich wird der Begriff "Biotop" auch für einen neu geschaffenen Bereich in der Landschaft genutzt, der dazu dient, bedrohten Arten einen Lebensraum zu bieten.
Hartnäckig bleiben
Hiltl sitzt auf einem Baumstamm am Rand eines Feldgehölzes und blickt zufrieden auf die grasenden Rinder. Er schaut einem Schmetterling nach: "Es tut mir gut. Das zu sehen, ist mein Nutzen aus diesem Projekt."
Und er will weitermachen: Im Dobertal im nördlichen Landkreis Kronach, wo eine 25 Kilometer lange Wiesenkette durchzogen vom Fluß Dober und gesäumt von steil aufragenden Fichtenhängen liegt. Hier will ein Milchbauer, der die gepachteten Fläche schon Jahrzehnte nutzt, weiter Futter für seine Kühe ernten. Und er will Gülle auf die Flächen ausbringen. Hiltl will ihm für dieses Gebiet eine Tauschfläche anbieten.
Anwalt Hiltl und Landwirt Schubert beraten, wie karge Äcker anderweitig genutzt werden können.