Gipfel in Brüssel EU sagt armen Ländern Milliardenhilfe fürs Klima zu
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich auf ihrem Gipfel auf Soforthilfen verständigt, mit denen Entwicklungsländer beim Klimaschutz unterstützt werden sollen. Diplomaten sprechen von mindestens 5,4 Milliarden Euro. Die armen Länder verschärfen unterdessen ihre Kritik an den Industriestaaten.
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich auf ihrem Gipfel in Brüssel offenbar auf Finanzhilfen verständigt, mit denen Entwicklungsländer beim Klimaschutz unterstützt werden sollen. Europa werde den Ländern mit mindestens 5,4 Milliarden Euro helfen, hieß es aus Diplomatenkreisen. Damit könnten beispielsweise Deiche zum Schutz gegen Überschwemmungen gebaut werden. Die schwedische Ratspräsidentschaft will heute noch weitere Zusagen heraushandeln, um beim Weltklimagipfel in Kopenhagen ein Angebot für diese Hilfen machen zu können.
Klima-Zorn der Entwicklungsländer wächst
Die Entwicklungs- und Schwellenländer verschärfen unterdessen bei der Kopenhagener Klimakonferenz ihre Kritik an den Industriestaaten. Der sudanesische Sprecher von 130 in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen Staaten, Lumumba Stanislaus Di-Aping, habe in der Nacht ein Treffen mit der dänischen Konferenz- Präsidentschaft unter Protest verlassen, berichtete der dänische Sender TV2 News.
Bis zu sieben Milliarden
Bereits zum Auftakt des Gipfels hatte der amtierende Ratspräsident, Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt, von den Mitgliedstaaten eine finanzielle Beteiligung am geplanten Klima-Fonds für Entwicklungsländer gefordert. Europa müsse einen "fairen Anteil" am Gesamtbedarf von fünf bis sieben Milliarden Euro jährlich tragen, sagte Reinfeldt. Der Fonds ist als Anschubfinanzierung für Klimaprojekte in Entwicklungsländern in den Jahren 2010 bis 2012 gedacht. Er soll bei der Klimakonferenz in Kopenhagen beschlossen werden.
Größte Zusagen aus Großbritannien und Schweden
Die größten Beiträge kommen bisher aus Großbritannien mit umgerechnet 884 Millionen Euro und Schweden mit 765 Millionen Euro. Der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende sagte zu Beginn des Gipfels 100 Millionen Euro zu, Belgien will laut Ministerpräsident Yves Leterme "mehrere Dutzend Millionen Euro" beitragen. Zuvor war von 150 Millionen Euro aus Belgien die Rede gewesen. Dänemark will 160 Millionen Euro bis 2012 zur Verfügung stellen. Das kündigte der dänische Premierminister Lars Løkke Rasmussen an.
EU-Ratspräsident Reinfeldt hat die Aufgabe, die Strategie der Europäer in Kopenhagen umzusetzen.
Merkel nennt keine Zahlen
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Hilfe zu, ohne konkrete Zahlen zu nennen. "Deutschland wird sich sowohl kurzfristig als auch langfristig daran beteiligen, so dass die ärmeren Länder der Welt die Chance haben, sich auch auf die Klimaveränderung einzustellen", erklärte Merkel in Brüssel. Traditionell liegt der deutsche Anteil an den EU-Finanzen bei 20 Prozent. Falls tatsächlich ein Gesamtpaket von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr zusammenkommen sollte, könnte sich der deutsche Beitrag also auf mehr als 400 Millionen Euro jährlich belaufen.