Klimakrise Sahara-Sand lässt Gletscher schmelzen
Die Gletscher in den Alpen schmelzen derzeit schneller als je zuvor. Ein Grund ist die aktuelle Hitzewelle. Doch der entscheidende Faktor ist in diesem Jahr ein anderer: der Sahara-Sand.
Die Hitzewelle in Europa macht nicht nur den Menschen zu schaffen, sie hat auch gravierende Auswirkungen auf die Gletscher in den Alpen. Die schmelzen derzeit schneller als jemals zuvor in der Geschichte. "2022 wird als ein Rekordjahr eingehen, das ist sicher", betont der Glaziologe Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. "Die Frage ist nur: Wie viel schlimmer wird es als im bisherigen Rekordjahr 2003?"
Sahara-Staub als größtes Problem
Neben einem vielerorts schneearmen Winter und einem trockenen und heißen Sommer sehen Experten vor allem ein Hauptproblem: Der Sahara-Staub, der sich besonders bei seinem Auftreten im März rot-braun auf den Gletschern ablegte. "Das führt dazu, dass der Schnee viel schneller wegschmilzt", erklärt Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Der Grund: Wenn Sonnenstrahlung auf eine helle Schneeoberfläche trifft, werden 90 Prozent reflektiert. Der Staub aber ist dunkler und nimmt dadurch viel mehr Energie auf, die er dann als Wärme an den Schnee abgibt. Zudem erwärmt sich der Staub auch auf höhere Temperaturen als Schnee und pappt noch dazu auf dem feuchten Schnee so fest, dass ihn der Wind auch nicht wegtragen kann.
Die Schmelze ist dieses Jahr nach Mayers Messungen wohl alpenweit rund 50 Prozent stärker als in einem Durchschnittsjahr.
Erster Gletscher könnte noch dieses Jahr verschwinden
Fünf Gletscher gibt es noch in Deutschland, sie liegen allesamt in Bayern. Es handelt sich um den nördlichen und den südlichen Schneeferner sowie den Höllentalferner, die sich alle drei auf dem Zugspitzmassiv befinden. Hinzu kommen das Blaueis und der Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen.
Im vergangenen Jahr nahm ein Expertengremium seine Prognose der den Gletschern noch verbleibenden Zeit von zuvor 30 auf nur noch rund zehn Jahre zurück - doch nun könnte es sogar noch schneller gehen. Als erstes wird der südliche Schneeferner verschwinden. "Der ist extrem zusammengeschmolzen und zusammengeschrumpft. Es könnte sogar sein, dass er zum Ende des Jahres schon Vergangenheit ist, da ist fast nichts mehr da", schildert Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.