UNESCO-Bericht Great Barrier Reef nicht ausreichend geschützt
Australiens Regierung schütze das Great Barrier Reef in der Klimakrise nicht genug, kritisiert die UNESCO. Ihre Experten empfehlen, das Ökosystem als gefährdet einzustufen. Am Ende könnte es sogar von der Weltnaturerbe-Liste gestrichen werden.
Wegen unzureichender Schutzmaßnahmen der australischen Regierung droht das Great Barrier Reef seinen Platz auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbes zu verlieren. Trotz beispielloser Fortschritte der Wissenschaft und Maßnahmen in den vergangenen Jahren sei das Riff "deutlich durch Klimawandel-Faktoren beeinträchtigt", erklärten Eleanor Carter von der Umweltorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature) und der Vertreter der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), Hans Thulstrup, in einem Bericht.
Die Fähigkeit des Riffs, sich von den Auswirkungen der Erderwärmung zu erholen, sei "substanziell beeinträchtigt", hieß es weiter. Die beiden Experten empfehlen daher, das Great Barrier Reef auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen. In diesem Fall bestünde das Risiko, dass das Riff von der UNESCO-Liste gestrichen wird.
Es fehle bei der australischen Strategie zum Erhalt des Riffs an klaren Klimazielen, kritisierten Carter und Thulstrup. Außerdem würden einige zugesagte Schutzmaßnahmen nicht vollständig umgesetzt, insbesondere hinsichtlich der Wasserqualität und der Fischerei.
Wie ein "Pflaster auf ein gebrochenes Bein"
Die australische Regierung hatte im Januar angekündigt, in den kommenden neun Jahren insgesamt eine Milliarde australische Dollar (umgerechnet 649 Millionen Euro) in Maßnahmen zum Erhalt des einzigartigen Ökosystems zu investieren. Die Organisation Climate Council erklärte, dies sei so, als ob man "ein Pflaster auf ein gebrochenes Bein" klebe.
Die UNESCO hatte das Great Barrier Reef im Jahr 1981 zum Weltnaturerbe erklärt. Schon 2015 erwog die UNESCO erstmals, das Korallenriff als gefährdetes Welterbe einzustufen. Damals wendete die australische Regierung dies mit einem milliardenschweren Schutzplan ab. Im Juli vergangenen Jahres entschied die Welterbe-Kommission erneut, das Great Barrier Reef vorerst nicht als gefährdete Weltnaturerbestätte einzustufen.
Bleiche zieht Korallen in Mitleidenschaft
Drei verheerende Korallenbleichen haben das Great Barrier Reef seit 2016 bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Mai wurde bekannt, dass infolge einer langen sommerlichen Hitzewelle 91 Prozent der Korallen des Riffs durch Korallenbleichen geschädigt wurden. Ausgeblichene Korallen können sich wieder erholen - aber nur, wenn ihre Lebensbedingungen sich verbessern.
Korallen sind Lebewesen. Ihre kalkhaltigen Skelette bilden zugleich Lebensräume für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen. Das Great Barrier Reef beherbergt rund 1500 Fisch- und 4000 Weichtierarten. Es besteht aus rund 2500 verschiedenen Riffen und mehr als 900 Inseln.