Wasserverlust in Deutschland Seit der Jahrtausendwende ein Bodensee weniger
Durch Hitzewellen und Dürren verliert Deutschland so viel Wasser wie kaum ein anderes Land. Das geht aus dem Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung hervor. Er fordert Anpassungsstrategien.
Die Folgen der globalen Erderwärmung verschärfen sich - und Deutschland ist davon in besonderem Maß betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt der dritte Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung, den Umweltministerin Steffi Lemke und der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, jetzt vorgestellt haben.
Laut dem Bericht hat sich die Lufttemperatur in Deutschland im Jahresdurchschnitt um 1,7 Grad erhöht - verglichen mit der vorindustriellen Zeit. Dieser Wert liegt demnach um 0,6 Grad Celsius höher als der globale Temperaturanstieg im selben Zeitraum. Und Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit: Seit 2000 verliert das Land laut dem Bericht 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr - und damit seit der Jahrtausendwende rechnerisch in etwa die Menge des Bodensees.
"Die verheerenden Folgen der Klimakrise nehmen in erschreckendem Ausmaß zu", sagte die Grünen-Politikerin Lemke. Dies zeige der Bericht "überdeutlich".
20-mal so viele Fichten sterben
Folgen haben die Veränderungen laut dem Bericht in vielen Bereichen: So führt der Wassermangel etwa zu Ernteeinbußen in der Landwirtschaft, durch lange Trockenperioden kommt es zu erheblich mehr und auch großflächigeren Waldbränden und wegen des Trockenstresses und des damit verbundenen Käferbefalls verschlechtet sich auch der Waldzustand deutlich. 2020 starben dem Bericht zufolge 20-mal so viele Fichten wie im Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre.
"Immer mehr Stürme, Starkregen, Dürreperioden und Hitzewellen wirken sich auf die Gesundheit der Menschen, die Ökosysteme und die Wirtschaft aus", erklärte Lemke. Die gute Nachricht sei, dass immer mehr Kommunen Vorsorgemaßnahmen mit konkreten Projekten vorantrieben.
Appell an Stadtplaner für mehr Grün und mehr Wasser
UBA-Präsident Messner nannte als Beispiel für solche Vorsorgemaßnahmen gezielte Informationskampagnen, mit denen es gelungen sei, die Zahl der Hitzetoten zu verringern. "Auch an der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen und Böden arbeiten Bund und Länder im Rahmen der Nationalen Wasserstrategie und dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz bereits", so Messner.
Er und Lemke mahnten bei der Vorstellung des Berichts weitere, ambitionierte Anpassungsstrategien in allen Bereichen an - unter anderem im Gebäudesektor oder zur Anpassung der Wälder und im Agrarsektor. Messner appellierte auch an die Stadtplanung, mehr für die Schaffung sogenannter Schwammstädte zu tun - also Städten mit viel Wasser und viel Grün. Hintergrund ist, dass es in dicht bebauten Städten deutlich heißer wird als auf dem Land. Laut Messner liegen die Temperaturen dort teilweise um zehn Grad höher als im Umland. Mit guter Städteplanung, dem Verzicht auf Flächenversiegelung könne man dem günstig entgegenwirken.
Messner sprach von extremen Kosten, die zumindest teilweise durch eine Strategie zur Klimaanpassung vermieden werden könnten. Ohne dies müssten jährlich Schäden zwischen zehn und 30 Milliarden Euro einkalkuliert werden.
Der Monitoring-Bericht wird alle vier Jahre in Zusammenarbeit mit Umweltbundesamt und Wissenschaftlern erarbeitet. Er soll die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels in Deutschland und mögliche Instrumente zur Anpassung analysieren.
Seit dem letzten Bericht von 2019 gab es eine ganze Reihe von Extremwetter-Ereignissen: Als Beispiele nennt der Bericht das verheerende Hochwasser an den Flüssen Ahr und Erft vom Sommer 2021, bei dem mehr als 180 Menschen starben, oder die Hitze im Juli 2022 bei der erstmals nördlich des 53. Breitengrads in Hamburg eine Temperatur von mehr als 40 Grad gemessen wurden.
Lemke: Werden Verpflichtungen trotz Urteil nachkommen
Lemke versprach, dass die Bundesregierung auch nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts ihren zugesagten Zahlungen für den internationalen Klimaschutz nachkommen werde. Deutschland habe sechs Milliarden Euro jährlich für den internationalen Klimaschutz zugesagt. Von diesen Verpflichtungen werde die Bundesregierung nicht zurücktreten können, so Lemke. "Wir stehen zu unseren internationalen Verpflichtungen."
Das Bundesverfassungsgericht hatte die Aufstockung des Klima- und Transformationsfonds (KTF) mit ungenutzten Krediten aus der Corona-Pandemie Mitte November für unzulässig erklärt. Damit fehlen der Ampel-Koalition nun 60 Milliarden Euro für Projekte der Energiewende. Lemke sagte dazu, sie könne nicht genau beziffern, wie ihr Ressort durch das Urteil betroffen sei.