Niedrige Pegelstände Zu wenig Wasser - was das für Flüsse bedeutet
Die Wasserknappheit deutscher Flüsse sorgt für viele Probleme. Teilweise können Schiffe nicht mehr fahren. Welche Folgen das Niedrigwasser für Menschen, Tiere und Pflanzen hat - ein Überblick.
Das Niedrigwasser im Rhein beeinträchtigt bereits jetzt die Binnenschifffahrt, an der Weser haben Fähren ihren Betrieb bereits eingestellt und auch die Spree führt zu wenig Wasser, weswegen im Spreewald zahlreiche Schleusen geschlossen werden müssen.
Die Trockenheit hat weitreichende Konsequenzen - für die Menschen in den betroffenen Regionen, die Tier- und Pflanzenwelt sowie für die Transportwege.
Eingeschränkte Transporte, drohende Lieferprobleme
Weitere Lieferprobleme könnten entstehen, weil Frachtschiffe angesichts der tiefen Pegelstände nur noch zum Teil beladen werden können, wie der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mitteilte. Die Binnenschifffahrt auf der Elbe wurde bereits vor mehreren Wochen eingestellt.
Das Niedrigwasser verschärfe das Gerangel um knappen Schiffsraum in Zeiten von Ukraine-Krieg und Energiekrise, so der BDB. Lkw seien grundsätzlich keine Alternative, weil die Binnenschiffe größere Mengen transportieren könnten: Schon ein 110-Meter-Schiff befördere bis zu 3000 Tonnen.
Am Rhein könnte es in der nächsten Woche dazu kommen, dass Schiffe nicht weiterfahren dürfen. Der Logistik-Dienstleister Contargo rechnet damit, seine Binnenschifffahrt am Ober- und Mittelrhein demnächst einstellen zu müssen.
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hatte kürzlich erklärt, bis zu einem Pegelstand von etwa 30 bis 35 Zentimetern an der Engstelle nahe Kaub in Rheinland-Pfalz könnten flachgehende Binnenschiffe die Mittelrheinstrecke noch passieren.
Nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes von Sonntagmorgen liegt der Wert derzeit bei 37 Zentimetern. Der Prognose der Behörde zufolge könnte er am Montag auf 30 Zentimeter fallen.
Die Bundesregierung plant derweil - offenbar auch mit Blick auf die sinkenden Pegelstände -, im Schienenverkehr dem Transport von Öl, Gas und Kohle den Vorrang zu geben, um die Energieversorgung sicherzustellen.
Bedrohte Fische und Muscheln
Höhere Wassertemperaturen und sinkende Wasserstände führen dazu, dass Kleinlebewesen wie Würmer und Muscheln absterben - und dann Fischen als Nahrung fehlen. Bei den Tieren könnte das Stress auslösen und sie anfälliger machen für Krankheiten, warnte der Fischereibiologe der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz, Christian von Landwüst, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Die Stadt Düsseldorf teilte mit, zwar liege die Wassertemperatur im Rhein hier noch gerade unterhalb der für Fische kritischen Schwelle von dauerhaft mehr als 26 Grad Celsius. Dennoch verringere sich mit der Erwärmung eben das Sauerstoffbindevermögen im Wasser.
Hinzu kommt das Problem des Abwassers: "Bei Niedrigwasser wird der Anteil gereinigten Abwassers im Abflussgeschehen immer höher. Im Rhein, der Elbe und der Oder kann er bei Dürreverhältnissen abschnittsweise über 40 Prozent des Abflusses betragen", erklärt Karsten Rinke, Leiter der Abteilung Seenforschung beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Magdeburg, gegenüber der dpa. Dies erhöhe die Konzentration von Schad- und Nährstoffen im Wasser. Damit könne es "auch zu Schadstoffanreicherungen in den Organismen kommen, die im Fall von Fischen die menschliche Nahrungsversorgung erreichen".
Der Fluss Plane in Brandenburg führt kaum Wasser.
Entnahmeverbote und Warnungen für Spaziergänger
In vielen Kommunen und Landkreisen gelten inzwischen Entnahmeverbote, so etwa in Leipzig: Dort verfügte der Landkreis im Juli, dass ab sofort aus oberirdischen Gewässern kein Wasser abgezweigt werden darf: "Das Verbot bedeutet, dass kein Wasser mehr aus Seen, Flüssen und Gräben mittels Pumpen ohne wasserrechtliche Erlaubnis entnommen werden darf", heißt es auf der Homepage des Landkreises. Wer sich dem widersetzt, muss mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro rechnen.
In Bonn und Köln warnen die Stadtverwaltungen Spaziergänger eindringlich vor Munitionsfunden, die wegen des niedrigen Pegelstands des Rheins zum Vorschein kommen. Verdächtige Gegenstände sollten auf keinen Fall berührt, mitgenommen oder bewegt werden. Bei einem Verdacht sollten Feuerwehr, Polizei oder das Ordnungsamt informiert werden. Wer Kriegsmunition entdecke, solle sich außerdem vom Fundort entfernen und auch andere Menschen im Gefahrenbereich dazu auffordern.