Neue Daten zum Klimawandel Erderwärmung liegt immer häufiger über 1,5 Grad
Die globalen Durchschnittstemperaturen erreichen jeden Monat neue Rekordwerte, auch die 1,5-Grad-Schwelle wird immer häufiger durchbrochen. Forscher zeigen sich schockiert - aber nicht überrascht.
Neue Berichte zum Klimawandel warnen vor einer schneller werdenden und immer stärkeren Erderwärmung. So meldet der EU-Klimawandeldienst Copernicus, der Mai sei der zwölfte Monat in Folge gewesen, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte. Andere Daten zeigen, dass auch das Tempo der Erwärmung immer mehr zunimmt.
Im Vergleich zur vorindustriellen Referenzperiode - dem Zeitraum von 1850 bis 1900 - war der Mai 2024 laut Copernicus 1,52 Grad wärmer. Die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate - von Juni 2023 bis Mai 2024 - erreichte ebenfalls einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad über dem vorindustriellen Niveau - also auch über der 1,5-Grad-Schwelle.
Hoffnung zum Ende des Jahrhunderts - wenn überhaupt
"Es ist schockierend, aber nicht überraschend, dass wir diese zwölfmonatige Serie erreicht haben", sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. "Zwar wird diese Abfolge von Rekordmonaten irgendwann unterbrochen werden, doch die allgemeine Signatur des Klimawandels bleibt bestehen, und es ist keine Änderung dieses Trends in Sicht."
Nur wenn man die Konzentration der Treibhausgase in nächster Zukunft stabilisiere, könne man vielleicht bis Ende des Jahrhunderts zu kühleren Temperaturen zurückkehren, betonte Buontempo.
1,5-Grad-Ziel kaum mehr zu halten
Die Weltwetterorganisation rechnet fest damit, dass die 1,5 Grad-Schwelle der Erderwärmung schon in den nächsten fünf Jahren auch für ein Kalenderjahr mindestens einmal überschritten wird. Erst Anfang des Jahres war es zum allerersten Mal dazu gekommen, dass die Temperatur über einen Zeitraum von zwölf Monaten durchschnittlich über 1,5 Grad gelegen hatte.
Bisher war von Januar bis Dezember gerechnet 2023 das heißeste Jahr seit der Industrialisierung. Laut Weltwetterorganisation lag die globale Durchschnittstemperatur im vergangenen Jahr mit 1,45 Grad über dem Durchschnitt von 1850 bis 1900 und nur knapp unter der 1,5-Grad-Schwelle. Das Ziel, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, stammt aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015.
Temperaturanstieg auch über längere Zeiträume
Die immer schneller werdende Erhitzung der Erde zeigt sich auch in anderen Daten: Dem Bericht "Indicators of Global Climate Change" (IGCC) zufolge habe die von Menschen verursachte Erderwärmung zuletzt so schnell zugenommen wie nie seit dem Start der instrumentellen Aufzeichnungen.
Allein im vergangenen Jahrzehnt (2014 bis 2023) stieg die Temperatur dem IGCC-Report zufolge um rund 0,26 Grad. Das sei ein Rekord bei der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche. Ein Jahrzehnt zuvor (2004 bis 2013) waren es nach Angaben der Forschenden rund 0,20 Grad.
Jahrzehnt der Entscheidung?
Dem IGCC-Report zufolge darf der Mensch grob noch 200 Milliarden Tonnen CO2 produzieren, bevor eine dauerhaft globale Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht wird. Das entspreche etwa den aktuellen Emissionen von fünf Jahren. Allerdings ist die Spanne der Schätzung hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen.
Einen Lichtblick gibt es dennoch: Es gebe Belege, "dass sich der Anstieg der CO2-Emissionen im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu den 2000er-Jahren verlangsamt hat", schreibt das internationale IGCC-Autorenteam. Je nach gesellschaftlicher Entscheidung könnte das aktuelle Jahrzehnt eine Umkehr einiger Werte bringen.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres mahnte ein schnelles Handeln an: "Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind." Es sei jetzt an der Zeit zu mobilisieren, zu handeln und zu liefern, sagte Guterres. Die Menschen hätten es in ihrer Hand, das Ruder noch herumzureißen.