Mehr Feuer durch Klimawandel Erneut verheerende Waldbrände in der Arktis
Dichter Rauch hängt über Teilen der russischen Republik Sacha. Eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland brennt. Für Forscher ist das ein Warnsignal - durch die Waldbrände in der Arktis-Region steigt der Ausstoß von Treibhausgasen stark.
Ausgedehnte Wald- und Flächenbrände in der Arktis-Region haben in den vergangenen Wochen zu gewaltiger Rauchentwicklung geführt. Die meisten der Brände wüteten im Nordosten Russlands, wo schon im Sommer 2021 extrem viel Wald und Steppe zerstört worden waren, wie der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) der Europäischen Union mitteilte.
Die russischen Behörden meldeten in der Republik Sacha, auch Jakutien genannt, 176 Wald- und Flächenbrände. Es sei insgesamt ein Gebiet von 619.000 Hektar betroffen, teilte die Waldbrandbekämpfungseinheit Awialessoochrana mit. Das entspricht einer Fläche, die mehr als 2,4 mal so groß ist wie das Saarland.
Die Republik Sacha, auch Jakutien genannt, ist von Waldbränden besonders betroffen.
Etwa 1.500 Feuerwehrleute versuchen laut russischen Angaben, die Brände zu löschen. Wegen trockener Gewitterfronten brechen aber offenbar immer neue Naturfeuer aus. Heftige Winde und fehlender Niederschlag erschweren die Arbeiten, hieß es. Mehrere Ortschaften versanken Medien zufolge im Rauch.
Besonders in schwer zugänglichen Regionen verzichten die Einheiten oft aus Personal- und Kostengründen auf das Löschen. Auch die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte in dieser Woche ein Satellitenbild veröffentlicht, auf dem riesige Rauchschwaden zu sehen sind.
Dritthöchster Juni-Wert beim CO2-Ausstoß
Die massiven Brände führen zu einem starken Anstieg von Treibhausgasen wie CO2 und Methan. Laut CAMS wurde nun der dritthöchste Juni-Wert der vergangenen zwei Jahrzehnte in der Arktis erreicht. Nur die verheerenden Waldbrände in den Jahren 2019 und 2020 sorgten demnach innerhalb des nördlichen Polarkreises für noch mehr Emissionen.
Der Klimawandel verschärft die Waldbrandgefahr erheblich, wie Forschende gerade in einer aktuellen Studie feststellten. "Die Arktis erwärmt sich deutlich schneller als der gesamte Planet. Infolgedessen werden die Bedingungen in hohen nördlichen Breitengraden anfälliger für Waldbrände", erklärte CAMS-Wissenschaftler Mark Parrington. Das gelte auch für Kanada, wo 2023 große Brände tobten.
In der Region seien deutlich weniger Niederschläge gefallen als gewöhnlich. Hinzu kommen ungewöhnlich hohe Temperaturen. Copernicus-Daten zeigen in Sacha bis zu sieben Grad mehr im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991 bis 2020) und große Trockenheit.
Gefährliche Brände nehmen zu
Laut Wissenschaftler Gail Whiteman von der University of Exeter könnten die aktuellen Brände auch Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Es handele sich um ein klares Warnsignal. "Was in der Arktis passiert bleibt nicht dort - die Veränderungen in der Arktis verstärken die globalen Risiken für uns alle", sagte Whiteman.
So verringert der Rauch, der durch Waldbrände verursacht wird, die Luftqualität und kann, wenn er sich auf Schnee und Eis ablagert, diese schneller schmelzen lassen. Außerdem verursachen Waldbrände gewaltige Mengen an klimaschädlichem CO2. Verheerende Brände werden laut einer australischen Studie immer häufiger. Sowohl Häufigkeit als auch Intensität extremer Waldbrände haben sich demnach in den vergangenen 20 Jahren weltweit mehr als verdoppelt.