Baerbock in Marokko Ein neues Kapitel in den Beziehungen
Deutschland und Marokko haben einen Schlussstrich unter ihre monatelange Krise gezogen und einen Neustart vereinbart. Bei dem Besuch von Außenministerin Baerbock ging es auch um die Zusammenarbeit in Energiefragen.
Die heftige Beziehungskrise scheint vergessen. Aus Sicht von Annalena Baerbock haben Deutschland und Marokko nicht nur ein neues Kapitel in den gegenseitigen Beziehungen aufgeschlagen - man ist bereits einen Schritt weiter: "Wir haben ausgearbeitet, welchen Inhalt dieses neue Kapitel unseres gemeinsamen Buches, unsere bilateralen Beziehungen haben wollen", erklärte die Außenministerin in Rabat.
Bis vor kurzem hatte es heftige Verwerfungen im gegenseitigen Verhältnis gegeben: Hauptgrund war die deutsche Haltung zur Westsahara, die Marokko als zugehörig zum eigenen Staatsgebiet betrachtet. Die deutsche Position weicht davon ab: In Berlin setzt man zur Klärung dieser Streitfrage auf einen von den Vereinten Nationen geführten Verhandlungsprozess.
Zusammenarbeit bei Energie und Klima
Als schriftlichen Ausdruck ihres neuen Beziehungskapitels veröffentlichten Deutschland und Marokko eine umfangreiche gemeinsame Erklärung. In der wird Marokko als "entscheidender Partner der EU und Deutschlands" gewürdigt und als "Brücke zwischen Nord und Süd".
Unter anderem in Energie- und Klimafragen, bei der Gewinnung von grünem Wasserstoff, soll die Zusammenarbeit ausgebaut werden. Aber auch bei der Sicherheit, der Terrorismusbekämpfung und der stärkeren Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt in Marokko.
Von einer "neuen Phase der Beziehungen" mit Deutschland sprach der marokkanische Außenminister Nasser Bourita, der seine Ausführungen in fließendem Deutsch begann. Baerbock beließ es - wie sie entschuldigend anmerkte - bei zwei arabischen Begriffen in der gemeinsamen Pressekonferenz.
Ukraine-Krieg und Krisenregion Mali
Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine kommt in der Erklärung zur Sprache. Beide Seiten verleihen, wie es in dem Papier heißt, "ihrer großen Sorge Ausdruck" über die "Auswirkungen von Russlands Invasion in der Ukraine", unter anderem die Welternährungskrise betreffend. Zu einer direkten und scharfen Verurteilung Russlands ist Marokko jedoch bisher offenbar nicht zu bewegen. Bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung hatte der Maghreb-Staat nicht mitgestimmt.
Marokko ist für Deutschland auch deshalb strategisch von entscheidender Bedeutung, weil es eine Art "Stabilitätsanker" in der Region darstellt. In der nahegelegenen Sahel-Zone, namentlich in Mali, wo auch Soldaten der Bundeswehr stationiert sind, versucht Russland seinen Einfluss derzeit massiv auszubauen. "Wir sind uns einig: Wir dürfen Mali nicht allein, und wir dürfen Mali vor allem nicht Russland überlassen", betonte Außenministerin Baerbock.