Ausbruch im südlichen Afrika "Cholera ist die Seuche der Ungleichheit"
Seit einigen Monaten grassiert die Cholera im Süden des afrikanischen Kontinents. Mehr als 200.000 Fällen wurden registriert, 3.500 Menschen starben seither an der Krankheit, Impfstoffe sind auf dem Weg.
Malawi, Simbabwe, Mosambik - vor allem in den ärmsten Ländern der Region häufen sich die Cholera-Fälle. So schlimm wie in den vergangenen drei Monaten war es schon lange nicht mehr, sagen Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten. Seit Beginn des Ausbruchs im Herbst 2023 wurden mehr als 200.000 Fälle registriert, mehr als 3.500 Menschen sind inzwischen an der Krankheit gestorben.
Besonders beunruhigend: Die Sterblichkeitsrate liegt in einigen Ländern deutlich höher als der sonst übliche Wert von unter einem Prozent. In Sambia etwa überlebten bisher vier Prozent der 9.000 Patienten die Krankheit nicht, sagt der Arzt Paul Ngwakum, UNICEF-Gesundheitsberater für das südliche Afrika. Und mehr als die Hälfte der Infizierten seien Kinder unter 15 Jahren.
Infektion kann zu Kreislaufkollaps und Tod führen
"Kinder sind einfach anfälliger, sie wachsen ja noch und ihr Immunsystem ist nicht so stark", erklärt der Arzt. Außerdem sehe man gerade in den armen Gegenden Kinder draußen spielen, im Schlamm, in Pfützen, neben Mülleimern. "Dieser unschuldige Spaß kann tödlich sein, weil sie sich dabei mit Cholera anstecken können", warnt Ngwakum.
Denn die Krankheitserreger, die Cholera-Bakterien, sind vor allem in schmutzigem Trinkwasser und verunreinigten Lebensmitteln zu finden. Eine Ansteckung kann zu Durchfallerkrankungen führen. Der starke Flüssigkeits- und Salzverlust ist dann häufig die Ursache für Kreislaufkollaps und Muskelkrämpfe. In schweren Fällen besteht Lebensgefahr. Besonders häufig grassiert die Seuche da, wo es kein frisches Wasser und sanitäre Anlagen gibt.
"Cholera ist die Seuche der Ungleichheit", so der UNICEF-Gesundheitsberater. Die Krankheit betreffe überdurchschnittlich oft die ärmsten und die verwundbarsten Menschen der Welt, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und die unter schlechten hygienischen Bedingungen leben.
Lage in betroffenen Regionen ist ernst
Dass über Weihnacht und den Jahreswechsel viele Menschen zum Teil über lange Strecken gereist sind und sich zu Familienfesten getroffen haben, hat die Ausbreitung der Krankheit auch über Landesgrenzen hinweg beschleunigt.
Dazu kommt der Klimawandel. Lange Dürreperioden haben genau wie starke Regenfälle oder Überschwemmungen zur Folge, dass sich die Qualität des Trinkwassers verschlechtert. Die Lage zu Beginn des Jahres 2024 ist äußerst ernst, sagt UNICEF-Experte Ngwakum.
Menschen müssen Sozialverhalten ändern
Es fehlt laut Ngwakum an Hilfsgütern. Unterstützung von außen sei dringend nötig, damit die betroffenen Regionen mit sauberem Wasser versorgt und Cholera-Patienten medizinisch versorgt werden könnten. "Aber die Menschen müssen gleichzeitig ihr Sozialverhalten ändern und verstehen, was Cholera ist, wie diese Krankheit übertragen wird und was man tun kann, um einer Ansteckung vorzubeugen", betont der Arzt.
Das alles braucht allerdings Zeit. Von einer Entwarnung in der aktuellen Cholera-Epidemie kann daher im Moment keine Rede sein.