EU-Militäreinsatz im Roten Meer Was sind die Ziele der Marinemission "Aspides"?
Nach mehr als zwei Monaten Vorbereitung haben die EU-Außenminister die Marinemission "Aspides" im Roten Meer gebilligt. Ohne Risiko ist der Einsatz nicht. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Worum geht es bei dem Einsatz?
Die Schifffahrt im Roten Meer und auf den angrenzenden Seewegen ist teils zum Erliegen gekommen. Grund sind Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen. Sie attackieren seit Mitte November Handelsschiffe mit Raketen und Drohnen und bringen sie teilweise in ihre Gewalt.
Die Huthi sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands" im Nahost-Krieg. Die Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen erzwingen, die auf das beispiellose Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober folgte.
Infolge der ständigen Angriffe können Frachter und Tanker nicht mehr die Route über das Rote Meer und den Suezkanal nehmen, um Güter zwischen Asien und Europa zu transportieren. Stattdessen müssen Schiffe einen Umweg über das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung fahren. Höhere Transportkosten und Lieferverzögerungen sind die Folge.
Der Vorsitzende des EU-Militärausschusses, Robert Brieger, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gehe bei dem Einsatz "um handfeste Interessen" der EU beim Handel.
Wie will die EU die Handelsschiffe schützen?
Sie reagiert mit der Marinemission namens "Aspides". Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Schilde". Zum Einsatz kommen nach EU-Angaben mindestens vier Kriegsschiffe mitsamt Begleitflugzeugen wie Hubschraubern und Drohnen. Sie sollen Handelsschiffe vor Huthi-Angriffen schützen, ihnen Geleit geben und für Seeaufklärung sorgen.
Was ist das Einsatzgebiet von "Aspides"?
Es geht deutlich über das Rote Meer hinaus. Nach Angaben der deutschen Regierung umfasst der Einsatz zudem die Meerenge von Bab el-Mandeb und den Golf von Aden zwischen Jemen und dem afrikanischen Kontinent.
Hinzu kommen der Golf von Oman und der Persische Golf sowie die dazwischen liegende Straße von Hormus. Diese gelten als Verbindungsachse zwischen Asien und Europa für Waren- und Energielieferungen.
Sind Angriffe auf die Huthi geplant?
Nein, das Mandat ist rein defensiv. Ein "Beschuss von Huthi-Stellungen an Land" sei nicht Teil der Pläne, sagte kürzlich ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Die USA und Großbritannien greifen die Huthi-Rebellen dagegen seit Wochen aus der Luft an. Dieser US-geführten internationalen Koalition wollten sich einige EU-Länder jedoch nicht anschließen.
Wie beteiligt sich Deutschland?
Die Bundesregierung schickt die 143 Meter lange Fregatte "Hessen" in den bewaffneten Einsatz - vorausgesetzt, dass der Bundestag wie geplant an diesem Freitag die erforderliche Zustimmung gibt. Das Schiff, das schon am 8. Februar in Wilhelmshaven ausgelaufen ist, ist mit Flugabwehrraketen ausgerüstet und wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. An Bord sind rund 240 Soldaten.
Mit seinem speziellen Radar kann es nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen. Die Waffensysteme sind in der Lage, Ziele auf eine Entfernung von bis zu 160 Kilometern zu bekämpfen. Zudem will Deutschland Stabspersonal für das Hauptquartier der Operation im griechischen Larisa sowie Hubschrauber bereitstellen.
Welches Risiko gibt es für die deutsche Besatzung?
Da die Huthi in der Vergangenheit auch nicht vor Angriffen auf Kriegsschiffe zurückgeschreckt sind, gilt die Operation "Aspides" als vergleichsweise risikoreich. Als Bedrohungen sieht Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack Angriffe der Huthi-Miliz mit Raketen, Drohnen und ferngesteuerten "Kamikaze-Booten". Er sprach kürzlich von dem "ernsthaftesten Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten".
Gleichzeitig werden die Risiken für kontrollierbar gehalten. "Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereitet, besser ausgebildet und besser dafür ausgestattet ist", sagte Kaack. Verteidigungsminister Boris Pistorius will sich an diesem Dienstag bei einem Besuch an Bord der Fregatte ein Bild davon machen.
Welche EU-Staaten beteiligen sich noch an der Operation?
Öffentlich bekannt sind bislang Zusagen von Ländern wie Italien, Griechenland und Dänemark. Griechenland und Dänemark wollen wie Deutschland eine Fregatte in den Einsatz schicken, Italien einen Lenkwaffenzerstörer. Das Oberkommando liegt bei Griechenland mit Hauptquartier in der Stadt Larisa.