Mutmaßliche Sekte 73 Tote auf Farm in Kenia entdeckt
Auf dem Grundstück eines mutmaßlichen Sektenführers in Kenia sind mindestens 73 Leichen gefunden worden. Der Mann soll seine Anhänger angewiesen haben, sich zu Tode zu hungern.
In Kenia sind auf dem Grundstück eines mutmaßlichen Sektenführers mindestens 73 Tote gefunden worden. Auf dem Gelände von Paul Makenzi in Malindi befänden sich noch weitere Gräber, die noch nicht geöffnet worden seien, sagte Polizeichef John Kemboi. Makenzi war am 14. April festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, seine Anhänger angewiesen zu haben, sich zu Tode zu hungern. Die Polizei hat beantragt, den Verdächtigen länger in Untersuchungshaft behalten zu können.
Gehungert, um "Jesus zu begegnen"
Nach Hinweisen aus der Öffentlichkeit hatte die Polizei eine Razzia auf dem Grundstück vorgenommen. Dort fand sie zunächst 15 abgemagerte Menschen, von denen vier später starben. Die Anhänger sagten, sie hätten auf Anweisung Makenzis gehungert, um "Jesus zu begegnen". Die Beamten hatten am Freitag mit den Grabungen auf dem Gelände begonnen.
Unter den jüngsten Leichenfunden sind den Berichten zufolge auch vier Kinder. Die Gemeinschaft lebte demnach abgeschieden in einem Wald. Von dort hätten die Sicherheitskräfte und das Rote Kreuz am Wochenende zwei Gläubige vor dem Verhungern gerettet. Elf weitere Menschen konnten im Zuge eines Polizeieinsatzes vor eineinhalb Wochen ins Krankenhaus gebracht werden.
Ein verlassenes Haus im Wald außerhalb der Küstenstadt Malindi, in dem viele begrabene Leichen exhumiert wurden.
Beschuldigter im Hungerstreik
Der Beschuldigte befindet sich in der Haft im Hungerstreik. Er war bereits zweimal zuvor verhaftet worden - 2019 und im März dieses Jahres. Dabei ging es um den Tod von Kindern. In den vorherigen Fällen kam Makenzi gegen Kaution frei. Örtliche Politiker haben ein Gericht aufgefordert, den Pastor diesmal nicht aus der Haft zu entlassen.
Präsident kündigt hartes Vorgehen an
Kenias Präsident William Ruto kündigte an, mit aller Härte gegen "inakzeptable" religiöse Organisationen vorzugehen. "Ich habe die zuständigen Behörden angewiesen, die Sache in die Hand zu nehmen und umfassend die Aktivitäten von Menschen zu untersuchen, die Religion für eine unheimliche, inakzeptable Ideologie ausnutzen", sagte er. Ruto verglich Makenzi mit einem Terroristen: "Terroristen nutzen die Religion aus, um ihre schrecklichen Absichten zu verfolgen." Menschen wie Makenzi nutzten die Religion aus, "um genau das Gleiche zu tun."
Innenminister Kithure Kindiki forderte strengere Kontrollen für Religionsgemeinschaften, wie örtliche Medien berichten. "Während der Staat weiter Respekt für Religionsfreiheit übt, muss diese Schande für unser Gewissen nicht nur die härteste Strafe für die Täter dieser Grausamkeit an so vielen Menschen nach sich ziehen", wird Minister Kindiki zitiert. Zudem müssten künftig Kirchen, Moscheen, Tempel oder Synagogen strenger reguliert werden.