Westafrika Berichte über Putschversuch in Niger
In Niger sollen Teile des Militärs einen Putschversuch unternommen haben. Das Auswärtige Amt nannte die Lage "sehr unklar". Das Land ist Partner der EU im Kampf gegen Terrorismus, in der Hauptstadt Niamey sind Bundeswehrsoldaten stationiert.
In Niger versuchen Teile des Militärs offenbar gegen die Regierung zu putschen. In einer Erklärung des Präsidentenamts, die über soziale Medien verbreitet wurde, hieß es, dass einige Mitglieder der Präsidentengarde "vergeblich" eine "antirepublikanische" Bewegung gestartet hätten und dass die nationale Armee bereit sei, sie anzugreifen, wenn sie nicht zur Besinnung kämen. Dem Präsidenten Mohamed Bazoum und seiner Familie gehe es gut. Die Präsidentengarde ist eine Eliteeinheit der Armee.
Laut Medienberichten soll die Präsidentengarde am Morgen den Zugang zum Palast des Präsidenten in der Hauptstadt Niamey gesperrt haben. Straßen in der Gegend des Präsidentenpalasts waren am Mittwoch abgeriegelt. Den Berichten zufolge verhandelt Bazoum zurzeit mit Vertretern des Militärs.
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) sprach von einem "Putschversuch" und verurteilte diesen. Sie rief die beteiligten Soldaten auf, sofort aufzugeben.
Auswärtiges Amt: "Sehr unklare Lage"
Das Auswärtige Amt hat noch kein genaues Lagebild. Die Situation sei nach Berichten von Kollegen vor Ort "sehr unklar", sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. "Wir stehen sowohl mit unserer Botschaft vor Ort als auch mit internationalen Partnern dazu in Kontakt", hieß es weiter. "Und wenn es erforderlich ist, ergreifen wir natürlich auch entsprechende Maßnahmen."
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte, es sei zu früh, um die Lage zu bewerten. Die in dem Land eingesetzten deutschen Soldaten seien "erst mal in Sicherheit". Wie es weitergehe, müsse in den kommenden Tagen bewertet werden.
Die Bundeswehr unterhält auf dem Flughafen von Niamey seit zehn Jahren ein Logistik-Drehkreuz für den UN-Blauhelmeinsatz in Mali. Dafür sind aktuell nach Ministeriumsangaben "um die hundert" deutsche Soldaten vor Ort. Der Stützpunkt ist auch für den laufenden Abzug der Bundeswehr aus dem benachbarten Mali wichtig.
EU-Mission mit deutscher Beteiligung
Erst Ende vorigen Jahres hatte die EU die Militärmission EUMPM Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen und die nigrischen Streitkräfte bei einem Kapazitätsaufbau zu unterstützen. Eine Beteiligung an Kampfeinsätzen ist ausdrücklich ausgeschlossen. Der Bundestag hatte im Frühjahr grünes Licht für die Beteiligung deutscher Soldaten an der Mission gegeben.
Ein Umsturz in dem westafrikanischen Land hätte weitreichende Folgen. Das Dreiländereck Mali, Burkina Faso und Niger ist in den vergangenen Jahren zu einer der gefährlichsten Regionen der Welt geworden. Militante islamistische Rebellen breiten sich ausgehend vom Norden Malis seit 2012 in der Region aus. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso ist der Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wird.
Mit Informationen von Dunja Sadaqi, ARD-Studio Rabat