Besuch in Nairobi Scholz setzt beim Fachkräftemangel auf Kenia
Kanzler Scholz will Fachkräfte aus Kenia nach Deutschland holen. Er sehe in dem Land "großes Potenzial", sagte er nach einem Treffen mit Präsident Ruto. Gleichzeitig soll irreguläre Migration zurückgedrängt werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich bei seinem Besuch in Kenia für die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem ostafrikanischen Land starkgemacht. "Wir sehen in Kenia ein großes Potenzial für die Fachkräftemigration in vielen Bereichen unserer Wirtschaft", sagte er nach einem Gespräch mit Präsident William Ruto in Nairobi.
Die Bundesregierung wolle "verstärkt reguläre, legale Zuwanderungsmöglichkeiten für jene schaffen, die in Deutschland arbeiten wollen", sagte der Kanzler. Gleichzeitig solle irreguläre Migration zurückgedrängt werden, sagte Scholz. Dies sei eine "Win-Win-Situation für die Länder, die daran teilnehmen".
Ruto lobt Deutschlands Unterstützung
Präsident Ruto sagte, Kenia wolle "gerne dazu beitragen", den Fachkräftemangel in Deutschland "mit unseren sehr gut ausgebildeten Fachkräften" zu bekämpfen. Deutschland müsse für die "entsprechenden einwanderungspolitischen Voraussetzungen" sorgen, forderte Ruto. Er sprach von einem "Export von Fachkräften nach Deutschland".
Deutschland habe seine Unterstützung bei der Nutzung der Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten in Kenia angeboten, sagte der kenianische Präsident. Kenia habe die Zahl seiner sogenannten Exzellenzzentren für die Berufsausbildung von drei auf sieben erhöht.
Größter Handelspartner Deutschlands in Ostafrika
Aus Kenia könnten vor allem Fachkräfte aus der IT- und Digitalwirtschaft interessant für Deutschland sein. Kenias Hauptstadt Nairobi wird in Anlehnung an den Hochtechnologie-Standort Silicon Valley an der Westküste der USA bisweilen als Silicon Savannah bezeichnet und hat eine innovative Start-up-Szene.
Das Land ist der größte Handelspartner Deutschlands in Ostafrika, mit einem deutlichen Handelsüberschuss für Deutschland. Ruto sagte, er habe Bundeskanzler Scholz gebeten, "dafür zu sorgen, dass Kenia mehr Produkte nach Deutschland und in die EU exportieren kann". Scholz sei ein "hervorragender Unterstützer" Kenias.
Kenia will "Klimaclub" beitreten
Deutschlands Regierungschefs dankte Kenia für dessen Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel. Präsident Ruto unterstrich seinen Einsatz für den Klimaschutz mit der Ankündigung, dem internationalen "Klimaclub" der G7-Staaten beitreten zu wollen. Sein Land wolle dabei "eine federführende Rolle übernehmen".
Ruto forderte gleichzeitig auch mehr Engagement von den Industriestaaten bei der Unterstützung Afrikas im Kampf gegen den Klimawandel. Für die Klimafinanzierung müssten sie mehr Geld bereitstellen und neben Geldern für Klimaanpassung und Kompensationen für Klimakatastrophen auch Investitionen in nachhaltige Wirtschaftsprojekte fördern.
Kenia gilt als Vorreiter der Energiewende und gewinnt je nach Schätzung zwischen 80 und 92 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Die Bundesregierung sieht Potenzial für eine "Energie- und Klimapartnerschaft" mit dem Land. Kenia will zudem in die Produktion von grünem Wasserstoff einsteigen, der auch nach Deutschland exportiert werden könnte.