Nach Grenzübertritt von US-Soldat Was will Travis King in Nordkorea?
Am Montag überschritt der US-Soldat King die Grenze nach Nordkorea - seither wird über seine Beweggründe gerätselt. Nur scheibchenweise kommen Details ans Licht. Die US-Regierung versprach, alles zu tun, um King nach Hause zu holen.
Es ist und bleibt ein verwirrendes Puzzle, das sich erst ganz allmählich zusammensetzt. Travis King, der 23 Jahre alte US-Militärangehörige im Rang eines Gefreiten, hätte eigentlich im Flugzeug in Richtung Heimat sitzen sollen, nach Fort Bliss in Texas. Stattdessen war er in Zivilkleidung in einem Reisebus entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea unterwegs. Mit an Bord war eine Touristin aus Neuseeland, die im US-Fernsehsender NBC News schilderte, wie sie aus nächster Nähe beobachten konnte, als King urplötzlich in Richtung demilitarisierte Zone zu rennen begann.
Familie rätselt über Motiv zum Grenzübertritt
Ihr erster Gedanke sei gewesen: Was für ein absoluter Idiot! Sie habe zunächst angenommen, er ließe sich für ein TikTok-Video filmen. King sei unheimlich schnell gerannt und niemand in dem Reisebus habe gewusst, dass er Soldat ist. Die meisten in der Reisegruppe seien mit ihren Familien unterwegs gewesen - er dagegen allein und wortkarg.
Die Biden-Regierung in Washington habe zunächst einmal die nächsten Verwandten Kings über dessen rätselhafte Flucht nach Nordkorea informiert, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. Kings Angehörige appellierten inzwischen an die Regierung, alles zu tun, um den jungen Mann zurückzuholen. Sein Onkel Myron Gates sagte der Nachrichtenagentur AP, er könne sich den Vorfall nicht erklären. Er war doch bereits auf dem Rückweg in die USA, sagte Gates, da muss etwas in seinem Kopf herumgespukt haben. Angehörige beschrieben den Gefreiten als ruhigen Einzelgänger, der weder trank noch rauchte und gerne in der Bibel las.
Flucht möglicherweise aus Angst vor Entlassung
Bekannt ist, dass King in Südkorea eine Haftstrafe abgesessen hat - wegen Körperverletzung. Nun drohte wohl noch ein Nachspiel seitens der US-Streitkräfte - möglicherweise eine unehrenhafte Entlassung. Kings Großvater Carl Gates glaubt, sein Enkel benötige dringend medizinische Hilfe. Er spekulierte, vielleicht habe ihm die Armee etwas angetan, was ihn so verwirrte.
Das US-Außenministerium versicherte jedenfalls, dass alles darangesetzt werde, King zurückzuholen. Das Weiße Haus, das Pentagon, die Vereinten Nation und das Außenamt seien mit Hochdruck dabei herauszufinden, ob es King gut gehe, sagte Sprecher Matthew Miller. Das ist deshalb so schwierig, weil die USA keine diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea unterhalten. Sie haben Schweden eingeschaltet, welches eine diplomatische Vertretung in Pjöngjang hat. "Wir versuchen weiterhin herauszufinden, wie es ihm geht und wo er sich aufhält", versprach Bidens Sprecherin Jean-Pierre.