Absagen mehrerer Länder Holpriger Start für den Amerika-Gipfel
Eigentlich sollte der Amerika-Gipfel die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika verbessern - doch nun macht er die Spaltung deutlich. Mehrere Staatschefs sagten ab, andere wurden gar nicht erst eingeladen.
Mexikos Präsident Andrés Manuel Lopez Obrador hat seine Drohung wahr gemacht: Er wird nicht am Amerika-Gipfel in Los Angeles teilnehmen. Genauso wie die Staatsoberhäupter von Honduras und Guatemala. Der Grund dahinter: der Ausschluss von Venezuela, Nicaragua und Kuba, weil es sich um autoritäre Regime handelt. Der Streit um die Gästeliste dominiert seit Tagen die Schlagzeilen rund um den Gipfel.
Mexikos Präsident López Obrador wird nicht am Gipfel teilnehmen.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte zur Absage des mexikanischen Präsidenten: "Die Position des Präsidenten ist, dass wir nicht der Meinung sind, dass Diktatoren eingeladen werden sollten. Deswegen hat Mexikos Präsident abgesagt. Aber wir freuen uns darauf, den Außenminister als mexikanischen Vertreter zu empfangen."
Die Absage kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem sich tausende Flüchtlinge durch Mexiko auf die US-Grenze zubewegen. Viele von ihnen kommen aus Mittelamerika - aus Staaten, in denen sie vor Gewalt, Arbeitslosigkeit oder den Folgen des Klimawandels fliehen.
Mittelamerika-Hilfe hängt im US-Kongress fest
Die mittelamerikanischen Länder sollten mit einem Vier-Milliarden-Dollar-Paket unterstützt werden, um unter anderem Fluchtursachen zu bekämpfen. Doch dieses Paket hängt im Kongress fest. Für die Länder südlich der USA könnte der Eindruck entstehen, dass sich die USA zu nichts verpflichten wollen, meint der Lateinamerika-Experte Ryan Berg vom Center for Strategic and International Studies, einer Denkfabrik in Washington: "Die Agenda der Biden-Administration ist dünn. Sie bietet den Vertretern der Region nicht die Vorteile und Diskussionsgrundlagen, die sie gern hätten. Deswegen konnten Länderchefs mit ihrer Abwesenheit drohen, weil sie nicht das Gefühl hatten, dass sie kommen müssen."
China weitet Einfluss in vielen Ländern aus
Die Trump-Jahre haben die Beziehungen zu vielen Staaten verschlechtert - dies scheint China einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Das Reich der Mitte kann seinen Einfluss in vielen Ländern ausweiten - zum Missfallen der USA, so Berg weiter.
"China ist der Elefant im Raum. Für die USA ist der Einfluss Chinas ein Grund, eine gute Alternative anzubieten. 21 Länder haben Abkommen zur neuen Seidenstraße unterzeichnet. Die Länder haben viele unserer Einwände gehört, aber bekamen keine Gegenvorschläge", erklärt der Lateinamerika-Experte weiter. "Der Amerika-Gipfel könnte eine Gelegenheit sein, den Plan der Biden-Regierung für die verbleibenden zweieinhalb Jahre zu präsentieren. Aber es macht derzeit nicht den Eindruck, dass dies eine Plattform für wegweisende Ankündigungen sein wird."
Trotzdem könne der Gipfel ein Erfolg werden, glaubt Berg. Nämlich dann, wenn es zu guten bilateralen Gesprächen kommt, beispielsweise zwischen US-Präsident Joe Biden und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, denn auch die Beziehung dieser beiden großen Ländern ist eher frostig.
Bei dem Gipfel, der noch bis Freitag geht, soll es zudem um die Themen Klimawandel, Folgen der Pandemie und Digitalisierung gehen.