Baerbock und Heil in Brasilien Handel mit Kakao und Acai-Beeren
Wie können die Menschen am Amazonas den Regenwald wirtschaftlich nutzen, ohne ihn zu zerstören? Auf ihrer Brasilienreise haben Außenministerin Baerbock und Arbeitsminister Heil eine Kakao-Kooperative besucht.
"Auf Augenhöhe" ist ein Begriff, der beim Besuch von Annalena Baerbock und Hubertus Heil in Lateinamerika häufig fällt. Die Bundesaußenministerin und der Bundesarbeitsminister umwerben Brasilien als Handelspartner. Klimaschutz und Handel sollen sich nicht ausschließen, sondern optimal ergänzen.
Heil setzt zweimal kräftig an, bis die harte Schale der Kakaofrucht geknackt ist. Wuchtig schlägt er sie gegen den Baum, was Baerbock nicht ganz geheuer ist. "Bitte erschlag' mich nicht!", ruft sie - immerhin mit einem Lachen im Gesicht. Die Außenministerin weiß genau, der SPD-Arbeitsminister hat nicht vor, seine Kabinettskollegin von den Grünen mit einer Kakaofrucht zu erschlagen. Im Gegenteil: Sie geben bei dieser Brasilienreise - fernab von koalitionsinternen Streitigkeiten - das perfekte Team ab.
Nachhaltiger Schutz des Regenwaldes
Baerbock und Heil sind auf gemeinsamer Mission unterwegs: An den Ausläufern des Amazonas, auf der Insel Combú, die zur Stadt Belém im Norden Brasiliens gehört, besuchen sie eine Kooperative. Bei 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent geht es über den schlammigen Regenwaldboden zu den Frauen, die sich hier zusammengetan haben. Sie vermarkten die Produkte des Waldes: Kakaobohnen, Acai-Beeren und andere Früchte.
Ob sie die Produkte hier in Belém selbst verkaufen oder über einen Händler, will Heil von den Frauen wissen. Sie sitzen sich auf Plastikstühlen mitten im Dschungel gegenüber. Die Stühle versinken in der nassen Erde. Der fruchtbare Boden ist die Heimat von Frauen wie Izette. Sie kümmert sich selbst um ihre Produkte, erklärt sie. Die Männer hätten mit dem Geschäft nichts zu tun. Da wird Ministerin Baerbock hellhörig.
Vorzeigeprojekt feministischer Politik
Die Außenministerin lobt die Selbstständigkeit der Frauen, ihre Eigenverantwortung und ihren Geschäftssinn. Für Baerbock sind Frauen wie Izette das beste Beispiel für feministische Außen- und Entwicklungspolitik. Im brasilianischen Dschungel sind solche Begriffe neu. Baerbock versucht zu erklären, was die deutsche Regierung damit meint: "Wir haben uns vorgenommen, bei Geldern, die wir bereitstellen, zu schauen, wo sie hinkommen. Das nennen wir Gender-sensibel."
Als die Dolmetscherin das übersetzt, müssen die Frauen lachen. Sie haben das hier schon immer so gemacht: Ihren Wald bewirtschaftet, immer nur so viel angebaut, wie sie auch brauchen und vermarkten können. Wenn es gut läuft, verdienen sie damit 300 Euro im Jahr.
Bundesregierung will Amazonas-Fonds aufstocken
Deutschland hatte seine Unterstützung des Amazonas-Fonds unter der Regierung Jair Bolsonaros ausgesetzt. Wer den Regenwald einfach abholzen will, soll kein Geld aus Deutschland bekommen. Nach dem Wechsel zu Präsident Lula an der Spitze öffnete die Bundesregierung den Fonds wieder. 55 Millionen Euro sind aus Deutschland bereits geflossen. Nun kommen weitere 35 Millionen dazu.
Deutschland ist zweitgrößter internationaler Geber. Dahinter steckt auch eine gehörige Portion Eigeninteresse. Baerbock erklärt das Engagement mit Sicherheitsinteressen. Wenn die Lieferketten mit Südamerika nicht funktionieren, würden andere diese Lücke füllen, sagt sie. Aber die Chinesen kümmerten sich nicht um soziale und Klima-Standards. Die Folge wäre laut Baerbock absehbar: "Wir haben dann keinen Zugang zu diesen Märkten."
Weltklimakonferenz 2025 im Regenwald?
Brasilien hat sich dafür beworben, die Weltklimakonferenz 2025 in Belém auszurichten. Im Regenwald, dort wo Izette Kakao anbaut. Sie soll probieren, fordern die Frauen Baerbock auf. In der aufgeschlagenen Frucht liegen Dutzende rohe Kakaobohnen, eingehüllt in helles weißliches Fruchtfleisch. Die Außenministerin pult sich eine heraus und probiert das Fleisch. Die Bohne kann man noch nicht essen. Ihr Urteil: "Schmeckt wirklich hervorragend - wie ein Fruchtbonbon."