Absichtserklärung in Brasilien Heil und Marinho versichern "faire Einwanderung"
Deutschland braucht mehr Pflegekräfte - in Brasilien ist jede zehnte Pflegkraft arbeitslos. Bundesarbeitsminister Heil und Präsident Marinho unterzeichneten eine Absichtserklärung für "faire Einwanderung", um den Fachkräfteaustausch zu fördern.
Im Bemühen um mehr Fachkräfte aus Drittstaaten für den deutschen Arbeitsmarkt haben Deutschland und Brasilien eine Absichtserklärung für "faire Einwanderung" unterzeichnet. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil erklärte:
Ich freue mich, dass wir die Partnerschaft zwischen Brasilien und der Bundesrepublik Deutschland in Zukunft noch intensivieren werden".
Er reist derzeit mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mehrere Tage lang durch Südamerika. Die Erklärung unterzeichnete Heil gemeinsam mit seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Marinho. Ziel sei es, "faire und vereinfachte Strukturen zu schaffen, um den beidseitigen Fachkräfteaustausch zu fördern", erklärte das Bundesarbeitsministerium. Dabei geht es vor allem um den Bereich Pflege.
Derzeit würden in Brasilien "vermehrt Möglichkeiten geschaffen, die zukünftige Pflegende besonders für den deutschen Arbeitsmarkt ausbilden", hieß es weiter. Nun sollen die zuständigen Behörden ihre Zusammenarbeit intensivieren.
Brasilien: Jede zehnte Pflegekraft arbeitslos
Ihm sei es "wichtig, dass beim Thema Fachkräfteeinwanderung alle profitieren", erklärte Heil. In Brasilien gibt es nach Angaben des Berufsverbands Cofen 2,5 Millionen Krankenpfleger. Die Arbeitslosenquote in dem Sektor lag 2021 bei mehr als zehn Prozent.
Ziel sei es, künftig deutlich mehr Visa für ausländische Arbeitskräfte auszugeben. Im vergangenen Jahr seien nicht einmal 100.000 Fachkräfte aus Drittstaaten nach Deutschland gekommen - "das reicht nicht", schrieben Baerbock und Heil.
Die Regierung wolle deshalb vor allem Bürokratie abbauen und den Familiennachzug erleichtern und dafür im Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten "bis Ende 2024 viermal so viele Visa für Fachkräfte bearbeiten wie bisher".
Brasilien ist das einzige Land der Region, mit dem Deutschland seit 2008 durch eine strategische Partnerschaft verbunden ist. Das größte Land Südamerikas ist dort auch wichtigster deutscher Handelspartner. Aktuell arbeiten nach Heils Angaben bis zu 200 brasilianische Pflegekräfte in Deutschland.
Heil besucht Universität Brasilia
Zuvor hatte Heil in einer Ausbildungsstätte der Katholischen Universität Brasilia (UCB) um Zuwanderer geworben. Als er sich in einem Seminarraum von Pro-Rektorin Adriana Pelizzari per Videopräsentation die Arbeit erklären lässt, wird er als "Herr Hubertus" empfangen.
Er sagte, Arbeits- und Bezahlungsbedingungen in der Pflege müssten in beiden Ländern verbessert werden. Pelizzari zeigte sich aufgeschlossen für einen Austausch von Studenten und Zusammenarbeit in der Forschung. Heil sagte weiter, die Universität Göttingen habe daran Interesse. In Deutschland suche man händeringend Pflegekräfte.
Heil mit Pflegekraft-Absolventen einer katholischen Universität in Brasilia.
Heil: Anwerbung von Pflegekräften heikel
Der Minister nannte die Anwerbung von Pflegekräften ein sensibles Thema. Nach den Regeln der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürfe man Ländern, die zu wenig Pflegekräfte hätten, keine abjagen. Wenn man besser kooperiere und faire Regeln aufstelle, "auch für faire Migration, dann ist das im wechselseitigen Interesse". In der Vergangenheit habe es viel zu bürokratische Verfahren und ein abschreckendes Einwanderungsrecht gegeben.
Die UCB ist die zweitgrößte Hochschule der brasilianischen Hauptstadt. In einem vierjährigen Studiengang werden Pflegekräfte mit Bachelor-Abschluss ausgebildet. BA betreut derzeit mehr als 370 Bewerber auf Pflegeberufen.