Ein mutmaßliches Mitglied der venezolanischen Drogenbande Tren de Aragua sitzt nach seiner Ankunft im Gefängnis CECOT in El Salvador.
Player: videoIllegale Abschiebungen in das Horrorgefängnis in El Salvador

Haftanstalt für Bandenmitglieder Isolation total in El Salvadors Mega-Gefängnis

Stand: 17.03.2025 19:15 Uhr

Die aus den USA abgeschobenen mutmaßlichen Mitglieder einer venezolanischen Drogenbande sind jetzt in einem Hochsicherheitsgefängnis, das El Salvador für Bandenmitglieder gebaut hat. Die Haftbedingungen dort sind extrem.

Belarmino García führt durch sieben Sicherheitsgürtel: Betonmauer, Stacheldrahtzäune, Stahltore, vorbei an Dutzenden Schwerbewaffneten - bis hin zum Zellentrakt Nummer vier. Flucht sei unmöglich, sagt der Gefängnisdirektor.

CECOT, das moderne "Gefängnis für terroristische Gefangene" wirkt wie eine Fabrik, die acht Haftblöcke wie Maschinenhallen. Die Gefängnis-Führung für Journalisten ist organisiert wie eine Propaganda-Show.

Die oft stark tätowierten Insassen sind Mitglieder der berüchtigten Mara-Banden, darunter auch Serienmörder. Diese Banden terrorisierten die Bevölkerung jahrzehntelang, dann wurden sie nach gigantischen Razzien quasi über Nacht eingesperrt. El Salvador hatte mal die weltweit höchste Mordrate, jetzt gilt es als sicherstes Land Lateinamerikas.

In dieses Riesengefängnis wurden laut El Salvadors Präsident Nayib Bukele nun auch die mutmaßlichen Bandenmitglieder aus Venezuela gebracht, die US-Präsident Donald Trump nach El Salvador abschieben ließ. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP sind die USA bereit, El Salvador für die in beiden Ländern hoch umstrittene Aktion sechs Millionen Dollar zu zahlen.

80 Männer pro Zelle

Es öffnet sich ein breiter Gang, länger als ein Fußballfeld. Der sterile Geruch von Desinfektionsmitteln liegt in der Luft. 16 Zellen links, 16 Zellen rechts, dutzende meist sehr junge Sträflinge hinter Gittern wie im Zoo.

Vor jeder Zelle steht ein martialisch ausgestatteter Wachmann mit Helm, Schutzschild und Ganzkörperschutz. Drinnen, eng gedrängt, bis zu 80 Männer pro Zelle auf vierstöckigen Metall-Etagenbetten. Alle in weiß: Shorts, T-Shirts und Plastikschuhe. Weitere Dinge haben sie nicht, auch keine Matratzen, Decken oder Kopfkissen, sie schlafen auf den blanken Metallpritschen.

Reglos starren sie durchs Gitter, davor noch ihre zwei Wasserbecken zum Waschen und Abspülen der beiden offenen Klos. Auch die Zellendecke besteht aus Gitterstäben, oben patrouillieren weitere Wächter. Das Licht wird nie ausgeschaltet.

"Totale Kontrolle, kein Kontakt nach draußen"

Es gebe totale Kontrolle über 100 Prozent der Insassen, schwärmt Gefängnisdirektor García: "Mit dem Ziel, das diese Subjekte überhaupt keinen Kontakt nach draußen haben. Es gibt keinerlei Besuche: nicht von der Familie, nicht für intime Treffen, nicht für Professionelle wie Anwälte oder Ermittler. Denn früher hatten solche Straftäter immer Kontakt zur Straße."

Tatsächlich sind klassische mittelamerikanische Gefängnisse berüchtigt: Mordbefehle werden rausgeschickt, Waffen, Drogen, Handys und vieles mehr kommen rein. Hier aber sind selbst Gespräche mit Strafverteidigern oder Richtern nur virtuell in speziellen Übertragungskammern möglich. Es ist Isolation total.

30 Minuten am Tag dürfen die Gefangen raus aus ihrer Zelle, aber nur in die Großzelle - den Gang. In kleinen Gruppen, einer nach dem anderen, nachdem zuvor durch die Gitter Handschellen angelegt wurden: eine halbe Stunde körperliche Ertüchtigung mit Gymnastik und moralische Erbauung mit der Bibel.

Mutmaßliche Mitglieder der venezolanischen Drogenbande Tren de Aragua kommen im Gefängnis CECOT in El Salvador an.

Noch ist nicht entschieden, ob ihre Abschiebung aus den USA rechtmäßig war. Doch die mutmaßlichen Mitglieder der Drogenbande Tren de Aragua befinden sich nun in einem der wohl sichersten Knäste des Kontinents.

80.000 Festnahmen

Ganzkörpertätowierte Insassen - sie gelten als besonders gefährlich - werden regelrecht vorgeführt: Pedro Antonio, nationaler Führer der Bande Mara Salvatrucha, verurteilt zu 629 Jahren für viele Morde, Entführungen, Erpressungen, terroristische Vereinigung. Oder José Mauricio, Killer der Bande Mara 18: 255 Jahre Haft.

Die meisten Mithäftlinge allerdings haben noch keinen Richter gesehen, sie wurden nach Verhängung des Ausnahmezustandes vor drei Jahren festgenommen, insgesamt mehr als 80.000 Menschen, heißt es offiziell. Menschenrechtler klagen, manche seien völlig unschuldig.

Auch an den Haftbedingungen gibt es Kritik. Kolumbiens linker Präsident Gustavo Petro sprach gar von einem "Konzentrationslager". Der Gefängnisdirektor hält dagegen, die Insassen bekämen medizinische Versorgung und dreimal Essen am Tag. Das sei eine menschenwürdige Behandlung.

Sicherheitsminister: Garantie für die Gesellschaft

Sicherheitsminister Gustavo Villatoro bezeichnet das Gefängnis gar als "das größte Monument der Gerechtigkeit": "Wir garantieren der Gesellschaft, dass keiner dieser Serienmörder auch nur einen Millimeter Kommunikation mit El Salvador hat. So ein Typ musste schon zehn Morde verüben, um Mitglied der Mara zu werden. Zehn Morde. Wir haben hier mehr als 40.000 Serienmörder. Die Frage ist also: Muss ich da romantisch sein wegen der Gefängnissituation dieser Wilden?"

Einer der so bezeichneten Männer durfte interviewt werden. Morde, Raub, Erpressung habe er begangen, "von allem etwas halt", sagt er. "Unter diesen maximalen Sicherheitsbedingungen fängt man schon an nachzudenken, in der Nacht auch mal unter Tränen. Denn hier werden wir nicht mehr rauskommen."

Der Megaknast als Endstation. Er hat die Ausdehnung eines deutschen Gewerbegebietes: größer als 32 Fußballfelder, gebaut für 40.000 Insassen, eigene Strom und Wasserversorgung, Stahl und Beton, errichtet in nur sieben Monaten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 17. März 2025 um 17:00 Uhr.