Maros Sefcovic

Drohender Handelsstreit mit USA EU versucht es mit einer Charmeoffensive in Washington

Stand: 20.02.2025 10:41 Uhr

Kann die EU den von US-Präsident Trump angedrohten Handelsstreit doch noch abwenden? Mit einer Mischung aus konkreten Vorschlägen und Geschäftsideen versucht der EU-Handelskommissar bei seinem Besuch zu beschwichtigen.

Von Samuel Jackisch, ARD-Studio Washington

Einen Deal möchte Europa aushandeln, um die angedrohten Zölle der USA auf deutschen Stahl, italienische Sportwagen und französische Medikamente abzuwenden. Das kündigte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic an. In Washington trifft er sich mit seinem US-Amtskollegen Howard Lutnick, dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer und mit Kevin Hassett, dem obersten Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump.

In seinen Gesprächen betont Sefcovic: Zölle auf EU-Produkte würden Unternehmen und Arbeitnehmern auf beiden Seiten schaden. Stattdessen sollte man die Geschäftsbeziehungen ausbauen.

Einigkeit bei Flüssiggas

Schnell einig werden dürfte man sich beim Thema Flüssiggas: Die USA wollen ihre Fördermengen erhöhen und haben bereits unter der Präsidentschaft von Joe Biden ihre Export-Infrastruktur ausgebaut. Die EU sucht ihrerseits nach Alternativen zu Energie-Importen aus Russland und hat ebenfalls neue LNG-Terminals, zum Beispiel in Deutschland, errichtet, die jedoch bislang kaum ausgelastet sind.

Politisch besonders wertvoll sind für die Regierung Trump außerdem die Importzahlen europäischer Autos. Die USA sind nach dem Vereinigten Königreich der zweitgrößte Markt für EU-Fahrzeugexporte.

Allianz schmieden im Wettbewerb mit China

Hier könnte Europa versuchen, mit den USA eine Allianz im Wettbewerb mit China einzugehen, empfiehlt Rupert Schlegelmilch. Er war bis vor einem Jahr als Direktor in der EU-Generaldirektion Handel für das Geschäft mit den USA zuständig.

"Zölle sind ein Verlustgeschäft für jeden", so Schlegelmilch. "Stattdessen sollten wir der neuen US-Regierung vorschlagen, uns gemeinsam auf die wahren Herausforderungen zu fokussieren: nämlich wie wir mit Überkapazitäten und nicht-marktwirtschaftlichen Ländern umgehen."

EU muss Handelsbilanz ausgleichen

Die EU ist einer der größten Wirtschaftspartner der USA, das gemeinsame Handelsvolumen beträgt 4,5 Milliarden Euro - pro Tag. Aus Sicht von Donald Trump ist dieses Geschäft aber unfair, weil die USA jährlich einen um 200 Milliarden Euro geringeren Warenwert nach Europa exportieren als andersherum.

Dabei unterschlägt er den amerikanischen Überschuss auf dem Dienstleistungssektor, der vor allem durch die großen Tech-Konzerne mit ihren Plattformen wie Google und Facebook entsteht. Trotzdem wird die EU ihre Handelsbilanz mit den USA stärker ausgleichen müssen, wenn sie ihr Exportgeschäft schützen will.

Waffen als weiteres Geschäftsfeld

Waffen könnten ein weiteres Geschäftsfeld sein, um amerikanisches Interesse zu wecken: Bereits heute kaufen die EU-Staaten so viele Rüstungsgüter in den USA wie noch nie, allein Deutschland hat im vergangenen Jahr Lieferverträge im Wert von 23 Milliarden Euro abgeschlossen.

Doch da gehe noch mehr, so die Botschaft aus Brüssel. Die EU meine es ernst damit, ihre militärische Abschreckung künftig in die eigenen Hände zu nehmen, verspricht Handelskommissar Sefcovic. Zwar seien Rüstungskooperationen und Verteidigungsausgaben letztlich Sache der Mitgliedsstaaten, aber man suche auch nach gemeinsamen Finanzierungsmöglichkeiten.

Versuch, Entwicklung hinauszuzögern

Das Zeitalter hoher europäischer Handelsüberschüsse ist fürs Erste vorbei, das bemerken deutsche Exportunternehmen bereits seit Jahren. Mit ihrer Charmeoffensive in Washington versucht die EU nun, diese Entwicklung wenigstens hinauszuzögern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 20. Februar 2025 um 09:41 Uhr.