Ex-Mitarbeiter verklagt Twitter Gefeuert wegen eines Cartoons?
Tausende haben nach Elon Musks Twitter-Übernahme ihren Job verloren. Warum ausgerechnet sie entlassen wurden, wissen viele nicht. So wie Emanuel Cornet, der kritische Twitter-Cartoons zeichnet. Jetzt klagt er gegen den Tech-Konzern.
So funktioniert eine Kündigung bei einer großen Tech-Firma: Emanuel Cornet sitzt in einem Meeting, Elon Musk ist da bereits neuer Twitter-Chef. "Während des Meetings wurde ich ausgeloggt", sagt der Ex-Mitarbeiter. Kurz darauf meldet sich der Firmen-Laptop auch bei allen anderen internen Twitter-Programmen ab.
Eine Minute vergeht, dann fährt sich das Gerät automatisch herunter und ist gesperrt. Weitere 20 Minuten später kommt die Kündigung per E-Mail, so beschreibt es Cornet. Dass es so schnell geht, überrascht selbst ihn. "Sehr effizient" sei das gewesen.
Cornet kennt die Tech-Welt gut. 15 Jahre lang hat er bei Google gearbeitet. Bei Twitter in San Francisco war er die vergangenen eineinhalb Jahre als Programmierer beschäftigt.
Kündigung ohne Kündigungsgrund
Warum Cornet plötzlich entlassen wurde, weiß er nicht. In der E-Mail steht kein Kündigungsgrund: "Ich kann nur mutmaßen." Tausende wurden nach Musks Übernahme gekündigt, er gehörte allerdings zu den Ersten.
Der Programmierer hat zwei Theorien, warum es ihn so schnell getroffen hat. Erstens: "Ich habe ein kleines Programm für Twitter-Mitarbeitende geschrieben, das hilft, wichtige, interne Arbeitsunterlagen zu sichern." Dieses Programm habe er an Kollegen weitergeleitet, eine Stunde bevor sich sein Laptop automatisch abmeldete.
Kritische Cartoons
Seine zweite Vermutung: Die Kündigung sei eine Reaktion auf seine Cartoons. Cornet zeichnet in seiner Freizeit - auch Karikaturen. Im Netz hat er diverse Twitter-kritische veröffentlicht. Eins zeigt zum Beispiel ein blaues Flugzeug, auf dem Heck ist der Twitter-Vogel angebracht. Das Flugzeug brennt und stürzt gerade ab.
"Alle wussten, dass Kündigungen anstehen", erzählt Cornet. Um denen zu entgehen, entwickelt er eine Idee: "Wenn ich Elon Musk einen Cartoon gebe, in dem er selbst zu sehen ist, vielleicht habe ich dann eine kleine Chance, nicht gekündigt zu werden."
Eine der Zeichnungen von Emanuel Cornet zeigt ein abstürzendes Twitter-Flugzeug. In der Sprechblase steht: "Nun müssen wir beschleunigen."
Treffen mit Elon Musk
Cornet trifft Elon Musk persönlich - und hat eine seiner Karikaturen im Großformat dabei. Es zeigt Musk in einem Geschäft, das Twitter-Logo ist ihm gerade heruntergefallen - es ist zerbrochen. Der Ladenbesitzer sagt: "Sie haben es kaputt gemacht, also kaufen Sie es!"
Der neue Twitter-Chef habe das Bild angenommen, beschreibt der Ex-Mitarbeiter die Begegnung. Für fünf bis zehn Sekunden hätten sich die beiden unterhalten.
Ein paar Tage später wird Cornet dann gefeuert. Dagegen klagt er jetzt. Zum einen, weil er den Grund für seine Kündigung nicht erfahren hat. Zum anderen, weil er so kurzfristig - ohne Vorwarnung - entlassen wurde.
Der Cartoon zeigt Elon Musk in einem Laden mit Logos verschiedener Tech-Konzerne. Das Twitter-Logo ist ihm heruntergefallen. Der Verkäufer sagt: "Sie haben es kaputt gemacht, also kaufen Sie es!"
Sammelklage gegen die Kündigungen
Mit anderen Ex-Mitarbeitenden hat er eine Sammelklage eingereicht. Die Kläger berufen sich auf ein kalifornisches Gesetz, das eine 60-tägige Kündigungsfrist vorsieht. Ob es wirklich zu einem Verfahren kommt, ist noch nicht klar.
Zurück zu Twitter will Cornet allerdings nicht. Und auch ums Geld gehe es ihm nicht: "Ich bezweifle, dass dabei am Ende viel raus kommt."
Dem Programmierer geht es ums Prinzip. Er vermutet, dass die Kündigungen bei Twitter die Betroffenen demoralisieren sollen. Und deshalb wolle er, mit den Anwälten und den anderen Klagenden ein Zeichen setzen: "Menschen wie Elon Musk sollen begreifen, dass die Menschen zurückschlagen, wenn sie schlechte Dinge tun."