Streit bei der Washington Post Bezos-Karikatur abgelehnt - Zeichnerin kündigt
Wie viel Einfluss nimmt Eigentümer Bezos auf die Washington Post? Nach dem Konflikt über eine nicht gedruckte Wahlempfehlung im November gibt es nun Streit über eine abgelehnte Karikatur - die ausgerechnet Bezos zeigt.
Die US-Karikaturistin und Pulitzer-Preisträgerin Ann Telnaes hat im Streit über eine ihrer Zeichnungen die Washington Post verlassen. Die Redaktion habe einen Entwurf abgelehnt, der unter anderem Mark Zuckerberg vom Meta-Konzern sowie Amazon-Gründer und Washington-Post-Eigentümer Jeff Bezos mit prall gefüllten Geldsäcken und kniend am Fuße einer Statue des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zeigt, schreibt Telnaes in einer Stellungnahme, in der sie auch eine Skizze der Karikatur zeigt. Sie habe mit der Zeichnung kritisieren wollen, wie sich milliardenschwere Tech- und Medienchefs bemühen, sich bei Trump beliebt zu machen.
"Um es klar zu sagen: Es gab Fälle, in denen Skizzen abgelehnt oder Überarbeitungen verlangt wurden - aber nie wegen des Standpunkts, der im Kommentar der Karikatur enthalten ist. Das ist ein Wendepunkt... und gefährlich für eine freie Presse", schrieb Telnaes, die nach eigenen Angaben seit 2008 für die Washington Post arbeitete.
Als Karikaturistin bestehe ihre Aufgabe darin, mächtige Menschen und Institutionen zur Verantwortung zu ziehen, schreibt Telnaes. "Zum ersten Mal hat mich mein Herausgeber daran gehindert, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen."
Meinungsredakteur widerspricht Darstellung
Es gibt allerdings Widerspruch gegen ihre Darstellung. David Shipley, Redakteur im Meinungsressort der Zeitung, schreibt in einer Stellungnahme, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt: "Nicht jedes redaktionelle Urteil ist Ausdruck einer bösartigen Macht." Er habe sich gegen die Karikatur entschieden, weil andere Kolumnen dasselbe Thema aufgriffen. Er habe Wiederholungen vermeiden wollen.
Die Washington Post gehört seit 2013 Milliardär Bezos. Dieser versicherte zuletzt, keine persönlichen Interessen bei dem Medium durchzusetzen. Zuletzt hatte es Kritik innerhalb der Redaktion und in der Leserschaft gegeben, als Bezos vor der US-Wahl im November entschied, eine bereits verfasste Wahlempfehlung für Trumps Kontrahentin Kamala Harris nicht zu drucken. Solche Meinungsbeiträge haben in den USA Tradition - nicht nur bei der Washington Post. Mehrere Unternehmer verließen die Zeitung im Streit - und es soll viele Abo-Kündigungen gegeben haben.