Mutmaßliche Übergriffe Schauspielerin Ormond klagt gegen Weinstein und Studios
Ex-Filmproduzent Weinstein sitzt bereits wegen Sexualverbrechen in Haft. Nun strengt die Schauspielerin Julia Ormond ein weiteres Verfahren an - auch gegen Firmen, die untätig geblieben seien. Weinstein streitet die Vorwürfe ab.
Die britische Schauspielerin Julia Ormond geht wegen mutmaßlicher Sexualverbrechen gerichtlich gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein vor. Ormond reichte die Klage vor einem Gericht in New York ein. Darin behauptet sie, Weinstein habe sie 1995 bei einem geschäftlichen Treffen belästigt und unter anderem zum Oralsex gezwungen.
Die Klage richtet sich auch gegen die Walt Disney Company, Miramax und die Talentagentur Creative Artists Agency (CAA). Die Filmstudios und ihre Agenten bei CAA hätten damals von Weinsteins wiederholten Übergriffen auf Frauen gewusst, macht Ormond geltend. Sie hätten es aber versäumt, sie zu warnen und vor ihm zu schützen.
Harvey Weinstein bei der Oscarverleihung 2017.
Der bereits zweimal wegen Sexualverbrechen verurteilte Weinstein sitzt derzeit im US-Bundesstaat New York eine langjährige Haftstrafe ab. Der 71-Jährige streite die Vorwürfe "kategorisch" ab, sagte sein Anwalt in einer Stellungnahme für das Filmblatt "Variety". Er werde sich "vehement" dagegen verteidigen.
Mehr als 80 Frauen gingen an die Öffentlichkeit
Weinstein war 2020 nach einem Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. In einem weiteren Strafprozess in Los Angeles kamen im Februar 16 Jahre Gefängnis dazu. Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die "MeToo"-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst.
Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. "Variety" zufolge sagte Ormond in einem Telefoninterview, dass sie nun mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit trete, weil sie glaube, dass "systemischer Wandel" immer noch benötigt werde. Dazu müssten auch jene, die Fehlverhalten ermöglichen, zur Rechenschaft gezogen werden.
Ex-Weinstein-Firma Miramax an Disney veräußert
In ihrer Klage verlangt die 58-jährige Schauspielerin Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Der Vorfall mit Weinstein habe Ormond beruflich und persönlich "katastrophalen" Schaden zugefügt, heißt es in der Klageschrift. Ihre Karriere sei danach völlig eingebrochen.
Bekannt wurde sie auch für ihre Hauptrolle in "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (1997). Den Durchbruch erzielte sie zuvor im Film "Legenden der Leidenschaft" (1994). Es folgten "Der 1. Ritter" sowie "Sabrina" (1995), in denen Ormond die Hauptrollen spielte. Sie arbeitete unter anderem mit dem Regisseur David Lynch ("Inland Empire", 2006) und bekam im Jahr 2010 einen Emmy für ihre Nebenrolle in der Fernsehproduktion "Du gehst nicht allein".
Weinstein hatte mit seinem Bruder Robert "Bob" Weinstein 1979 das Studio Miramax gegründet. 1993 veräußerten sie das Unternehmen an Walt Disney Co., führten es aber aktiv bis 2005 weiter.