Abbau demokratischer Strukturen Zehntausende demonstrieren in Mexiko
Die Oppositionsparteien in Mexiko werfen Präsident López Obrador vor, seine Morena-Partei bei den anstehenden Wahlen institutionell zu bevorteilen. Am Sonntag protestierten Zehntausende für faire Abstimmungen.
Am Sonntag sind in ganz Mexiko Zehntausende Menschen dem Aufruf der Opposition zu einem Marsch für die Demokratie gefolgt. In Mexiko-Stadt versammelten sich Tausende Demonstrierende auf dem Zócalo, dem zentralen Platz der Hauptstadt.
Wie überall im Land trugen viele auch hier rosa Kleidung, die Farbe des nationalen Wahlinstituts (INE). Mexikos Präsident Andres Manuel López Obrador hatte dem Institut im letzten Jahr die Mittel gekürzt und die Kontrolle der Wahlkampfausgaben der Parteien eingeschränkt.
Die Oppositionsparteien, darunter auch die Partido Revolucionario Institucional (PRI), die Mexiko im 20. Jahrhundert sieben Jahrzehnte ununterbrochen regiert hatte, werfen López Obrador vor, die Demokratie auszuhöhlen. Er würde der Korruption Vorschub leisten und die Institutionen Mexikos dazu zu benutzen, seine Morena-Partei bei den am 2. Juni stattfindenden Wahlen zu bevorzugen, so der Vorwurf.
Mexiko bekommt wohl erstmals Präsidentin
Offizielle Kandidatin der Morena-Partei ist seit Sonntag Claudia Sheinbaum, die ehemalige Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und ein Protegé López Obradors. An die Demonstrierenden der Opposition auf dem Zócalo gerichtet prangerte sie die Heuchelei derjenigen an, die heute für die Demokratie demonstrieren, obwohl sie zuvor Wahlbetrug, Stimmenkauf und Korruption gefördert hätten.
Sheinbaum gilt vielen als Garantin dafür, dass López Obradors Politik fortgesetzt wird, die besonders ärmere Wählerinnen und Wähler anspricht. Sheinbaum liegt in Umfragen derzeit deutlich vorn. Ihre Herausforderin Xóchitl Gálvez kommt als Kandidatin der PRI, der rechten PAN und der sozialdemokratischen PRD bislang auf einen Stimmenanteil von rund 30 Prozent. Es gilt somit als sicher, dass in den nächsten sechs Jahren zum ersten Mal eine Frau Mexiko regieren wird.