Präsidentenwahl in Mexiko Sheinbaum steuert auf Sieg zu
Mexiko hat künftig aller Voraussicht nach eine Präsidentin: Nach der Schließung der Wahllokale liegen erste Prognosen vor - demnach gewann die Regierungskandidatin Sheinbaum haushoch. Die Wahl wurde von Gewalttaten überschattet.
Bei der Präsidentschaftswahl in Mexiko zeichnet sich ein komfortabler Sieg der Kandidatin der linken Regierungspartei Morena, Claudia Sheinbaum, ab.
Einer Nachwahlumfrage des Meinungsforschungsinstituts Enkoll zufolge kam die 61-Jährige auf 57,8 Prozent der Stimmen, die konservative Oppositionskandidatin Xóchitl Gálvez erreichte demnach lediglich 29,1 der Stimmen. Der einzige Mann unter den Bewerbern, Jorge Álvarez Máynez, kam laut Enkoll auf etwa 11 Prozent.
Auch der Sender Televisa und die Zeitung El Financiero erklärten Sheinbaum nach Schließung der Wahllokale zur Wahlsiegerin, machten aber keine Angaben zum jeweiligen Stimmenanteil. Der Vorsitzende der Morena-Partei, Mario Delgado, sagte vor Anhängern in Mexiko-Stadt, Sheinbaum habe mit einem "sehr großen" Vorsprung gewonnen.
Sheinbaum reicht eine einfache Mehrheit
Erstmals wird somit aller Voraussicht nach eine Frau die Präsidentschaftswahl im lateinamerikanischen Land gewinnen. Für den Wahlsieg reicht ihr eine einfache Mehrheit. Erste offizielle Resultate werden am späten Abend (Ortszeit) erwartet.
Sheinbaum ist eine enge Vertraute des linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, der laut Verfassung nach seiner sechsjährigen Amtszeit nicht erneut antreten durfte. Sie ist studierte Physikerin und ehemalige Regierungschefin von Mexiko-Stadt.
Als Sheinbaums größte Konkurrentin galt die ebenfalls 61 Jahre alte Gálvez, die für das Zweckbündnis der drei größten Oppositionsparteien antrat. Sie hat eine Niederlage noch nicht eingestanden und ihre Anhänger aufgefordert, sich bis zur Bekanntgabe der offiziellen Ergebnisse zu gedulden.
Größter Wahltag in der Geschichte Mexikos
Es war der größte Wahltag in der Geschichte der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas mit rund 130 Millionen Einwohnern. Neben dem Präsidentenamt wurden insgesamt mehr als 20.000 Posten neu besetzt, darunter alle Sitze der Abgeordnetenkammer und des Senats sowie regionale und kommunale Ämter. Schon am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Fast 100 Millionen Bürger waren stimmberechtigt.
Offenbar Tote durch Schüsse vor Wahllokalen
Medien berichteten über Gewalt vor einigen Wahllokalen. In den zentralen Bundesstaaten Puebla und México sowie in einem Vorort der nordöstlichen Großstadt Monterrey gab es nach örtlichen Medienberichten jeweils einen Vorfall, bei dem Schüsse fielen - demnach kam es dabei zu je mindestens einem Todesfall.
In Puebla konnte nach Angaben der Wahlbehörde des Bundesstaates, IEE, ein Wahllokal in der Gemeinde Tlapanalá nicht öffnen, weil die Wahlzettel gestohlen wurden. Demnach musste außerdem im Ort Coyomeapan die Stimmabgabe wegen Gewalt unterbrochen werden.
Zum Schutz der Wähler waren landesweit Tausende Soldaten im Einsatz. Denn bereits der Wahlkampf auf verschiedenen Ebenen war von massiver Gewalt überschattet worden. In der Nacht zum Sonntag erschossen Unbekannte im westlichen Bundesstaat Michoacán den 35-jährigen Kandidaten Israël Delgado. Dutzende weitere Kandidaten waren in den Monaten zuvor ermordet worden. Die tödliche Gewalt hat Befürchtungen über eine Bedrohung der Demokratie durch rivalisierende Drogenkartelle genährt.