Neuer Bürgermeister in New York Ein Ex-Polizist will aufräumen
In New York hat Eric Adams die Nachfolge von Bill De Blasio als Bürgermeister angetreten. Der frühere Polizeibeamte wird das zweite schwarze Stadtoberhaupt in der Geschichte der Metropole.
Der neue Stadtchef macht gern auf Understatement: "Ich brauche keine Amtseinführung. Alles, was ich brauche, um meine Pflichten als Bürgermeister von New York zu erfüllen, ist eine Matratze auf dem Boden."
Wegen der explodierenden Corona-Zahlen hatte Eric Adams seine geplante Zeremonie zum Auftakt seiner Amtszeit gecancelt. Jetzt hat er seinen Eid doch vor 15.000 Feiernden leisten: Gleich nach dem Silvester-Ball Drop am Times Square. Denn auch, wenn in New York inzwischen mehr als jeder Fünfte mit Corona infiziert ist, lautet seine Botschaft: "Wir können diese Stadt nicht wieder schließen, wir können nicht erlauben, dass die Stadt weiter wirtschaftlich untergeht."
Eric Adams bei der Vereidigung nach dem jährlichen Silvesterball auf dem Times Square in New York.
Ex-Polizist will für Sicherheit sorgen
Die Voraussetzung für Wachstum ist Sicherheit. Auch das gehört zu Adams‘ Mantras. Die Angst vor der wachsenden Kriminalität hat dem Ex-Polizisten viele Wähler zugeführt, sagt Stadtpolitik-Experte Jeff Mays von der "New York Times": "Adams sprach darüber, wie er seine Erfahrung als Ex-Polizist nutzen würde, um die Kriminalität zu bekämpfen. Gleichzeitig hat er betont, dass er die Bürgerrechte nicht beschneiden will - besonders die der Schwarzen, der Latinos und der armen New Yorker, die bisher unter viel Diskriminierung durch die Polizei gelitten haben."
Adams will sie vor allem mit der New Yorker Polizei versöhnen: Zum ersten Mal in der Geschichte stellte er eine schwarze Frau an die Spitze der 36.000 Einsatzkräfte. Kechant Sewell will mehr als eine Verbrechens-Bekämpferin sein: "Es braucht emotionale Intelligenz, um die Barrieren abzubauen, die es zwischen der Polizei und der Bevölkerung immer noch gibt." Adams ballt die Faust: "Ich bin Ihr - nach Jahren des Betens und Hoffens und Arbeitens ziehen wir ins Rathaus ein!"
Eigene schlechte Erfahrungen mit der Polizei
Die neue Stadtführung bringt neue Perspektiven mit, sagt "New York Times"-Journalist Mays: "Sie wissen, wie die Polizei mit manchen Menschen umgeht oder das Justizsystem. Adams ist als junger Mann selber von Polizisten geschlagen worden. Er weiß, was es heißt, arm aufzuwachsen. Eine andere Bildung zu haben."
Diesen Blickwinkel bringt auch Alvin Bragg mit. Der 47-Jährige führt ab Januar die Staatsanwaltschaft von Manhattan. Der Harvard-Jurist aus Harlem ist der erste Afroamerikaner, der das mächtige Büro im grauen Justizbunker leitet. Rund 110.000 Fälle im Jahr gehen dort durch. Als Nachfolger von Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance dirigiert der neue Chef 600 Staatsanwälte. Bragg ist auch zuständig für die Betrugsermittlungen gegen Ex-Präsident Trump und seine Firma. Vor allem aber will er für mehr Gleichheit sorgen: "In New York City sind mehr als 80 Prozent der Verfahrensfälle geringfügige Vergehen, die nichts mit der öffentlichen Sicherheit zu tun haben. Diesen Fußabdruck müssen wir verkleinern. Und genauso müssen wir die rassistischen Ungleichheiten beseitigen. Denn über 80 Prozent derjenigen, die solcher Kleinkriminalität beschuldigt werden, sind schwarz."
Bragg kennt das Trauma: Dreimal habe ihn die New Yorker Polizei selber wegen seiner Hautfarbe mit vorgehaltener Waffe durchsucht. Für die schwarzen Gemeinden will er sich ebenso stark machen wie sein neuer Kollege Damian Williams - der neue Bundesanwalt für den südlichen Distrikt von New York.
Kampf gegen Korruption und Hasskriminalität
Auch er ist der erste Afroamerikaner auf diesem Posten - und damit einer von nur sieben schwarzen Bundesanwälten unter insgesamt 232 in den USA. Bei seiner Antrittsrede vor wenigen Wochen machte er sich für den Kampf gegen Gewalt und Korruption stark. New York müsse dringend etwas gegen die wachsende Hasskriminalität tun. "Antisemitismus ist auf dem Vormarsch. Anti-Asiatische Gewalt ist auf dem Vormarsch", beklagt Williams. "Die Schmähung der Verletzbarsten unserer Gesellschaft ist auf dem Vormarsch."
Der erste schwarze Staatsanwalt in der über 230-jährigen Geschichte des Gerichts hat sich dem Kampf dagegen verschrieben. Er kündigte die Einrichtung einer eigenen Abteilung für Bürgerrecht am Gericht an, damit die Täter besser zur Rechenschaft gezogen werden können.
Den Startschuss für die Zeitwende gab der neue Bürgermeister Adams im Konfettiregen am Times Square: "Ich werde die Stadt führen, denn ich kann es. Die Menschen haben mich dafür gewählt. Und das war eine kluge Entscheidung."