New York und der Tourismus "Ja, wir vermissen Euch!"
Durch Corona war es ruhig geworden in der Stadt, die niemals schläft. Viele haben die Zeit genossen, aber gleichzeitig wünschen sie sich die Touristen zurück. New York brauche den Tourismus. Viele Jobs hängen davon ab.
Da ist er wieder: Der Lärm von Manhattan. Fast unmerklich angeschwollen seit dem Corona-Schlaf. Über ein Jahr lang waren die New Yorker allein zu Haus. Ellen denkt gern an den Winter zurück: "Nur ich auf der Straße und vielleicht noch zwei andere. Auch auf der 5th Avenue." Jetzt wird es voller auf den Bürgersteigen, in den Museen. Die Warteschlangen vor MoMa, Met und Co. werden wieder länger. Die Ticketpreise steigen. Manchmal ist kaum ein Taxi zu bekommen. Ellen sehnt sich zurück: "Ich mochte das New York ohne Touristen sehr." Noch kommen sie meist aus den USA. Die Grenzen für viele Ausländer bleiben zu - auch für Europäer. "Ich freue mich für die Stadt, wenn sie wiederkommen."
Alle wissen: New York braucht diese Touristen, um New York zu sein - und um wirtschaftlich zu überleben. Auf dem Höhepunkt kamen im Jahr 2019 rund 66 Millionen Besucher hierher. Der New Yorker Neill ist zwiegespalten: "Es ist schön, wenn uns die Straßen allein gehören. Aber ich war selbst oft als Tourist woanders und wurde dort willkommen geheißen. Und das müssen wir auch tun." 280.000 Jobs hingen an der Tourismusindustrie. Viele davon sind im Corona-Jahr verschwunden.
Ohne Touristen lohnen sich Broadway-Shows nicht
Um sie zurückzubringen, müssen die internationalen Gäste wieder her, sagt Tour-Busfahrer Mark: "Wenn du die vier Hauptattraktionen zusammenzählst, sind das der Broadway, die Restaurants, die Museen, die Sightseeing-Busse - die lassen doch erst das Herz von New York City schlagen." Der Ticket-Verkauf läuft. Doch die ersten Broadway-Shows gibt es erst im September. Ohne Touristen lohnen sie sich nicht. Nicht nur die Glitzermeile hofft, dass Präsident Joe Biden ihnen die Grenzen wieder öffnet.
Auch Judy Paul setzt darauf. Sie ist Besitzerin des Washington Square Hotels. "Das stresst uns sehr. Die Hälfte unserer Gäste kam aus Europa oder Südamerika. Die haben wir noch nicht zurück." Im vergangenen Jahr musste sie die Hälfte ihrer Belegschaft entlassen. Die Jobs kommen erst zurück, wenn es auch die Touristen tun, sagt Paul und kann es nicht verstehen: "Wenn US-Bürger nach Europa dürfen, warum dürfen Europäer nicht auch zu uns? Das macht doch keinen Sinn!"
"Wir können es nicht abwarten"
Die Stadt steckt Millionen in eine Kampagne, um die Touristen zurück zum Big Apple zu locken. Hotelmanagerin Paul hofft besonders auf Besucher aus Deutschland. "Ja, wir vermissen Euch! Bitte kommt wieder, sobald es geht! Ich habe deutsche Wurzeln, meine Mutter ist in Berlin geboren. Wir können es nicht abwarten, bis die deutschen Touristen wieder kommen." Auf 36 Millionen Besucher hofft New York in diesem Jahr - etwa halb so viele wie in guten Zeiten. Bis es wieder normal läuft, könnte es noch drei Jahre dauern, so die Prognose.