Vor der Oscar-Verleihung Klassentreffen der deutschen Stars
In wenigen Stunden werden die Oscars verliehen - doch gefeiert wird natürlich auch schon vorher. Die deutschen Nominierten tun das traditionell an einem besonderen Ort: der historischen "Villa Aurora".
Von der Bühne ist es zu hören: "Nominiert als beste Hauptdarstellerin: Sandraaaaa Hüller". Die deutsche Schauspielerin kommt auf die Bühne im Garten der "Villa Aurora", und Hunderte Menschen jubeln. Sie denke darüber nach, wie sie mehr Zeit in der Villa verbringen könne, scherzt Hüller.
Nachvollziehbar. Die Villa steht mitten in den Hügeln. Es sieht hier aus wie auf einer Postkarte. Das Haus ist weiß, ein prächtiger Garten, Palmen, Blick auf den Pazifik. "Ich bin auch sehr glücklich, da zu sein, wo ich bin. Vielleicht gehe ich aber auch einfach", sagt Hüller weiter.
Die "Villa Aurora" wurde 1927 in Pacific Palisades gebaut. 1943 kaufte Lion Feuchtwanger das Anwesen.
Traditionelles Treffen seit den 1990er-Jahren
Während des Zweiten Weltkriegs kamen in der Villa Kunstschaffende unter, die vor den Nazis flüchten mussten. Heute trifft sich hier einmal im Jahr die deutsche Filmelite.
"Das ist eine Tradition, die in den 90er-Jahren angefangen hat", sagt Jakob Scherer, Geschäftsführender Vorstand des Betreibervereins "Villa Aurora": "Am Tag vor den Oscars sind wir hier das Zentrum - wenn man so will - des deutschen Films in Los Angeles."
Sandra Hüller beim Empfang in der "Villa Aurora": Die Spannung vor der Verleihung steigt langsam.
Christian Friedel ist noch ein bisschen orientierungslos: "Ich weiß gar nicht wo ich hin muss". Er hat in "The Zone of Interest" mitgespielt, der Film ist fünfmal nominiert. Friedel hat viele Termine und kaum Zeit: "Ich habe Essen mitgebracht, damit ich frühstücken kann." Dann beißt er erstmal ins Knäckebrot.
Friedel hat einen weißen Anzug an. Viele Frauen tragen hochhackige Schuhe - im tiefen Rasen. Eine Besucherin sagt: "Es spielt sich auf dem vorderen Ballen ab. Du darfst nicht auf die Ferse treten. Und dann geht das!"
Deutsche Filmgenerationen treffen aufeinander
Hier treffen auch deutsche Filmgenerationen aufeinander: Wim Wenders, 78 Jahre alt, ist zum vierten Mal für einen Oscar nominiert. Er könnte heute seinen ersten gewinnen - als Regisseur des japanischen Films "Perfect Days". Trotzdem sei er ganz entspannt, sagt er: "Ich bin das ganz bestimmt - wie beim Dreh. Wenn es los geht, bin ich immer der Ruhigste."
Ein Meter daneben stehen Phileas Spallek und Oscar Zickur - und sind beide sehr aufgeregt. Sie haben sich eben mit Wenders unterhalten. Beide sind 15 Jahre alt und haben in "Das Lehrerzimmer" mitgespielt, der für Deutschland in der Kategorie "Internationaler Film" nominiert ist. Wenders sei trotz seiner Bekanntheit "noch so am Boden", man begegne sich auf Augenhöhe: "Und das ist einfach nett, wenn man so wertgeschätzt wird."
Augenhöhe gibt es auch auch am Buffett: Für alle gibt es Käse und Fingerfood.
Das Team des Films "Das Lehrerzimmer" ist beim traditionellen Empfang dabei.
Hüller zur Verleihung: Immer mal raus, um zu rauchen
Viele haben schon Champagner in der Hand. Es sind nur noch ein paar Stunden bis zur Oscar-Verleihung. Sandra Hüller hat die schon einmal erlebt. Während der Show sei sie immer wieder rausgegangen, um zu rauchen, sagt sie. Und das habe sie auch diesmal vor.
Und Leonie Benesch, Hauptdarstellerin von "Das Lehrerzimmer", meint zu diesem Thema: "Da soll es die besten Gespräche geben". Christian Friedel bleibt lieber sitzen. Er sei zu aufgeregt, etwas zu verpassen.
Und für Wim Wenders steht fest: "Als Nichtraucher gehe ich vielleicht mal Wasser trinken. Kein Alkohol während der Show - danach haben wir Sake bereitgestellt."