Investoren-Pläne Erst freies Doping, dann länger leben?
Ein US-Unternehmen greift die Forderung auf, Doping im Sport freizugeben. Schon im kommenden Jahr will es einen entsprechenden Wettbewerb ausrichten. Dahinter stecken Investoren, die der Idee vom deutlich längeren Leben anhängen.
Bei den Olympischen Spielen in Paris wurden insgesamt 19 Weltrekorde aufgestellt. Im Stabhochsprung der Herren zum Beispiel und beim 400-Meter-Hürdenlauf der Frauen. Es sind Leistungen, die einzigartig sind, die die Grenzen des menschlich Machbaren verdeutlichen.
Aron D‘Souza will diese Grenzen verschieben. Der Investor und Geschäftsmann plant, die Sportwelt zu revolutionieren und Olympia neu zu erfinden. Er ist Geschäftsführer von "Enhanced Games", einem Unternehmen, das Spiele plant, bei denen gedopt werden darf. Derzeit wirbt er für seine Idee, sucht Akzeptanz und Geschäftspartner.
Beim Interview in einem gediegenen Privatclub in London erläutert er die Geschäftsidee: "Wir haben eine Mission", sagt er und zieht ein kleines Kärtchen aus der Brusttasche seines Hemdes.
Darauf steht eine Art Motto: "Wir wollen ein Sportereignis schaffen, wissenschaftlich fundiert, sicher, das die Menschheit auf eine neue Ebene hebt." Er verwendet das Wort "super-humanity". Die neue Menschheit soll geschaffen werden mit Blut-Doping, Steroiden, mit nahezu allem, was hilft, die Leistungen zu fördern.
Das Altern "besiegen"
D‘Souza führt aus, dass es möglich sei, die biologischen Grenzen zu überschreiten. "Ich denke, dass Altern eine Krankheit ist, die wir behandeln und besiegen können", sagt D‘Souza.
Mit diesem Traum von der Unsterblichkeit ist er nicht allein. Zahlreiche Milliardäre halten dies für möglich, sehen einen enormen Wachstumsmarkt. PayPal-Gründer und Trump-Unterstützer Peter Thiel ist bereits eingestiegen.
Und die Langzeitfolgen?
Das klingt alles visionär, zu schön, um wahr zu sein. Vor allem, wenn man die Details betrachtet. Im Interview sagt D‘Souza, es solle Regeln geben, es sollten für die Athletinnen und Athleten sichere Spiele werden. Doch das Regelwerk ist noch recht grob formuliert.
Was genau erlaubt sein wird, ist noch nicht definiert. Was ist beispielsweise mit Neuentwicklungen, die es im Bereich Doping immer wieder gibt? Sollte es dann zunächst medizinische Tests geben wie bei herkömmlichen Medikamenten? Soll die Verwendung gleich mehrerer Methoden möglich sein? Was ist mit Wechselwirkungen und Langzeitschäden?
Sportler kritisieren Verstoß gegen Fairness-Regeln
Die britische Langstreckenläuferin Jo Pavey lehnt Doping kategorisch ab. Sie ist für Großbritannien bei fünf Olympischen Spielen angetreten, holte 2014 bei den Europameisterschaften auf 10.000 Meter Gold. Heute arbeitet sie als Trainerin und hält es für "unglaublich, das so etwas überhaupt in Erwägung gezogen wird".
Pavey blickt auf eine lange Karriere zurück und betont, im Sport gehe es um "Leidenschaft, Fairness und die Vorbild-Funktion". All das sieht sie verletzt, wenn dem Doping nun die Türen geöffnet werden.
Jo Pavey setzt sich für sauberen Sport ein - gegen den Wettbewerb der Doping-Ärzte, die neue Methoden an Athletinnen und Athleten ausprobieren.
Mehr Geld für Teilnehmende
D‘Souza sagt, bei ihm hätten sich bereits 1.000 Athletinnen und Athleten gemeldet, die gerne starten würden. Öffentlich gemacht hat das bislang nur ein australischer Schwimmer.
D‘Souza wirbt damit, dass die Sportlerinnen und Sportler vor allem ordentlich bezahlt werden sollen für ihre Teilnahme. Bei vielen Olympioniken ist das eher die Ausnahme. Für viel Verzicht und jahrelanges Training sind die Einkommen bei Spitzensportlern eher mau.
2025 sollen die Spiele starten, zunächst in fünf Disziplinen, unter anderem Schwimmen und Kampfsport. Es soll eine Doku-Serie geben.
Einstieg in einen lukrativen Markt
Für D‘Souza sind die Enhanced Games ein Türöffner in einen Riesenmarkt der Produkte, die für Leistungssteigerung, aber auch für Verjüngung eingesetzt werden können: "Die 'enhanced games' werden die Plattform sein, auf der wir die neuen Technologien zeigen können. Konzerne werden bereit sein, zu investieren, um das Altern zu überwinden. "
D‘Souzas Pläne würden die alte Idee von internationalen Sportwettkämpfen völlig umkrempeln. Investoren verändern die Welt, untermauert der Geschäftsmann sein Weltbild. Das olympische Motto: "Schneller, höher, weiter - gemeinsam" müsste dann wahrscheinlich umgeschrieben werden.