Trump vor Anklageverlesung Kein Tag wie jeder andere
Heute wird Donald Trump als erstem US-Präsidenten der Geschichte die Anklage verlesen. Bislang ist es in Manhattan noch ruhig geblieben. Doch die Behörden bereiten sich auf den Ernstfall vor.
In den vergangenen Tagen ist es ein permanentes Geräusch über der Stadt: Hubschrauber kreisen über dem sicher eingerüsteten Gerichtsgebäude, in dem sich heute vor den Augen der Weltöffentlichkeit nie da gewesene Szenen abspielen sollen.
Seit Tagen ist die New Yorker Polizei in Alarmbereitschaft. Trump-Anhänger haben bereits eine Kundgebung geplant, darunter die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene. Bürgermeister Eric Adams rief sie zur Ordnung auf:
Sollte es einige Unruhestifter geben, die daran denken, in unsere Stadt zu kommen, ist unsere Botschaft einfach und klar: Benehmt Euch! New York City ist unsere Heimat und kein Spielplatz für eure nicht angebrachte Wut.
Bislang wenig außergewöhnliches auf Manhattans Straßen
Diese Wut hält sich auf den Straßen von Manhattan bislang in Grenzen. Im Gegenteil, jubelt ein Trump-Fan, als der Ex-Präsident aus Florida in seinem schwarz-verspiegelten Wolkenkratzer auf der Fifth Avenue angekommen ist. Sehr cool sei das, Teil dieser Geschichte zu sein. Dion aus Brooklyn bezeichnet sich als ultra-extremer Anhänger der "Make America Great Again Bewegung" - kurz: MAGA.
Dion ist sich sicher: Dieser Prozess, der werde auch Trump noch größer machen. "Das wird uns stärken, wird seine Beliebtheit steigern," glaubt er. "Jeder weiß doch, dass diese Anklage ein Schwindel ist und dass es richtig mies ist, was der Bezirksstaatsanwalt macht."
Trump sammelt eifrig Spendengelder
Trumps Wahlkampfteam ließ über Twitter wissen, dass es seit dem Bekanntwerden der Anklage gegen ihn mehr als fünf Millionen Dollar an Spenden eingesammelt habe. Das besorgt auch Trump-Gegner Dick Avern. Er steht mit einem angefertigten Straßenschild vor dem Gerichtsgebäude. Ambivalenz-Boulevard steht darauf.
"Es ist schwer, zwischen diesen zwei Richtungen zu wählen", sagt Avern. "Einerseits sieht es so aus, als habe er Verbrechen begangen. Doch ihre Verfolgung könnte ihm mehr Unterstützung bringen."
Trump in New York angekommen
Am späten Abend deutscher Zeit war der Ex-Präsident aus Florida nach New York gekommen. Danach wollte er sich mit seinen Anwälten im Trump-Tower beraten und dort vermutlich auch übernachten. Am frühen Nachmittag Ortszeit muss Trump dann als erster Ex-Präsident der Geschichte der USA zur Anklageverlesung im Gericht erscheinen. Die Prozedur beginne im Büro des Bezirksstaatsanwalts, erklärt der renommierte New Yorker Strafverteidiger Ron Kuby:
Das geht ganz schnell. Sie schießen ein Foto, einen Mugshot, das wird dann das beliebteste T-Shirt-Motiv - mit oder ohne Gittern davor. Sie messen seine Größe, sein Gewicht, registrieren seine Haarfarbe. Und sie nehmen seine Fingerabdrücke.
Dann werde Trump in den Gerichtssaal geführt - mit ziemlicher Sicherheit ohne Handschellen, denn wo immer er sei, begleite ihn ja der Secret Service. "Im Gerichtsraum geht es dann ganz schnell: Die Anklageschrift wird entsiegelt, Trump und seine Anwälte hören die Anklagepunkte, er wird auf unschuldig plädieren", so Kuby. "Es werden ein paar Formalitäten erledigt, Termine genannt und dann wird er mit der Anerkennung seiner Pflicht, mit dem Gericht zu kooperieren, wieder auf freien Fuß gesetzt."
Trump trifft auf erfahrenen Richter
Normalerweise dauere das drei Minuten. Weil es um Trump gehe, könnte es etwas länger dauern. Aber Kuby weist daraufhin: Der zuständige Richter sei ein Veteran im New Yorker Justizsystem. Juan Merchan habe vorher schon Fälle mit Trumps Firma, der Trump Organisation, verhandelt. Er sei ein sehr ernsthafter, würdiger und fairer Richter.
Und er mag kein Spektakel. Er kreiert es nicht. Und er duldet es nicht.
Diese historische Anklageverlesung sollte nach Kubys Einschätzung also glatter vonstattengehen als manche andere. Die New Yorker Behörden wiesen bereits darauf hin: Es sei eine Straftat, in bestimmten Gegenden der Stadt eine Waffe bei sich zu tragen, unter anderem in der Nähe von Gerichtsgebäuden.