
Grönland Woher Trumps Begehrlichkeiten kommen
Das von Trump begehrte Grönland wählt heute ein neues Parlament. Schon in seiner ersten Amtszeit schlug der US-Präsident einen Kauf vor, nun steht die Insel erneut in seinem Fokus. Warum?
Wenn Donald Trump über Grönland spricht, klingt das meist ironisch bis herablassend. Als der US-Präsident in seiner Rede vor dem Kongress vergangene Woche das Stichwort Grönland erwähnte, erntete er umgehend Gelächter aus den Reihen der eigenen Partei.
"Wir unterstützen Ihr Recht, selbst über Ihre Zukunft zu bestimmen", sagte Trump immerhin in gnädigem Tonfall an die Adresse der grönländischen Bevölkerung. Er ergänzte dann aber sofort: "Wenn Sie sich dafür entscheiden, heißen wir Sie in den Vereinigten Staaten von Amerika willkommen. Wir brauchen Grönland für unsere nationale Sicherheit - sogar für die internationale Sicherheit."
Seltene Erden und andere Rohstoffe
Die USA unterhalten bereits seit Jahrzehnten einen wichtigen Luftwaffenstützpunkt auf Grönland, an der Nordwestküste der riesigen, großenteils eisbedeckten Insel. 1951, zwei Jahre nach Gründung der NATO, hatten die USA und Dänemark einen Vertrag über die "Thule Air Base" geschlossen, später umbenannt in "Pituffik Space Base". Der Stützpunkt schließt einen wichtigen Teil des US-Frühwarnsystems für mögliche Angriffe durch Interkontinentalraketen ein.
Das betont auch Vizepräsident JD Vance, wenn er über Grönland spricht, wie hier beim Sender Fox News im Januar: "Was die Leute immer vergessen, ist: Wir haben bereits US-Truppen in Grönland. Grönland ist wirklich strategisch wichtig für die USA", sagte Vance, um dann gleich auf das Thema Bodenschätze zu kommen.
Wie in der Ukraine wollen die USA auch in Grönland langfristig Seltene Erden und andere Rohstoffe fördern - und hier vor allem China zurückdrängen, das ebenfalls begonnen hat, in die Rohstoff-Förderung in Grönland zu investieren. Durch die nach und nach schmelzenden Eisschichten im Zuge des Klimawandels werden in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich umfangreiche weitere Rohstoff-Vorkommen in Grönland zugänglich.
Kritik an brachialer Wortwahl
Trump hatte bereits 2019 während seiner ersten Amtszeit über einen möglichen "Kauf" Grönlands gesprochen. Damals war John Bolton vorübergehend Trumps Nationaler Sicherheitsberater, bevor sich die beiden im Streit trennten. Heute sagt Bolton:
Grönland ist für die USA schon für lange Zeit wichtig, historisch wichtig. Gerade jetzt sind wir besorgt über chinesische und russische Versuche, in der Arktis an Einfluss zu gewinnen, etwa auf Schifffahrtsrouten zwischen Nordpolarmeer und Nordatlantik. Russland beschäftigt sich seit Jahrzehnten damit, wie es die gesamte Arktis-Region strategisch erschließen kann, die Russen sind uns da weit voraus. Auch die Chinesen wollen eine arktische Macht werden. Sie sind uns konzeptionell ebenfalls weit voraus.
Im Radiosender NPR zeigt Bolton so einerseits Verständnis für Trumps Werben um Einfluss in Grönland. Andererseits kritisiert er die brachiale Wortwahl des US-Präsidenten, Grönland kaufen oder gar durch militärischen Druck zu einem US-Bundesstaat machen zu wollen. "Trump sieht nicht den Ernst der Dinge, um die es da geht, den Schaden, den er mit seiner Rhetorik, manchmal auf Kindergarten-Niveau, anrichtet. Er macht es so am Ende schwieriger, die eigenen Ziele zu erreichen“, sagt Bolton und ergänzt:. "Wenn Leute sagen, so ist Trump eben, er macht Deals, halte ich dagegen: Welcher Geschäftsmann würde seine Kunden oder Verhandlungspartner derart öffentlich ohrfeigen? Trump scheint das nicht zu verstehen."
"Auf die eine oder andere Weise werden wir es bekommen"
Manche Historiker verweisen zwar darauf, dass der Kauf zusätzlichen Territoriums in der Geschichte der USA in den vergangenen knapp 250 Jahren durchaus üblich war. Louisiana, Florida, Alaska - diese Gebiete wurden den damaligen Kolonialmächten Frankreich, Spanien und Russland abgekauft. Bei der Angliederung etwa von Texas und Kalifornien spielte gegenüber Mexiko auch militärische Gewalt eine Rolle.
Doch heute ist die Lage fundamental anders: Es geht mit Dänemark und dem teilautonomen Grönland um NATO-Partner und Demokratien des 21. Jahrhunderts.
So wirkt es deutlich aus der Zeit gefallen und gleichzeitig bedrohlich, wenn Trump in seiner Rede vor dem Kongress zum Thema Grönland am Ende sagte: "Wir werden es bekommen. Auf die eine oder andere Weise werden wir es bekommen."
