Parteitag in Milwaukee Trumps Auftritt - die fünf Erkenntnisse
Es war die große Trump-Show in Milwaukee - und doch verlief sie anders als geplant. Der Republikaner wollte sich mit seiner Rede als Versöhner zeigen. Doch das klappte nur bedingt. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.
Trump versucht sich als Versöhner - aber er hält nicht durch
Donald Trumps Team hatte diese Rede als eine Versöhnungsrede angekündigt. Es sollte um "unity" gehen, um Einigkeit. Trump wollte sich staatsmännisch geben. Die Rede fing auch tatsächlich sehr versöhnlich an, unter anderem mit dem Versprechen, er wolle der "Präsident aller Amerikaner sein, nicht von halb Amerika". Die erste halbe Stunde blieb er offenbar weitgehend beim vorbereiteten Text.
Doch mit zunehmender Redezeit klang Trump zunehmend wieder wie bei früheren Wahlkampfauftritten. Er sprach mehrfach von einer "Invasion" an der Südgrenze zu Mexiko, zeichnete ein apokalyptisches Bild der USA, sprach von Wahlbetrug und warnte, die Welt stehe "am Rande von Weltkrieg 3". Zur Erinnerung: Das Motto des Abends lautete "Hoffnung und Optimismus".
Trump wirkte eher kämpferisch als erschüttert
Zu Beginn der Woche, als Trump sich zum ersten Mal nach dem Attentat auf ihn wieder in der Öffentlichkeit zeigte, wirkte er blasser, gedämpfter als früher. Als er heute die Bühne betrat, war das schon wieder anders.
Zu Beginn der Rede erzählte er, noch in verhaltenem, fast flüsterndem Ton, wie er das Attentat auf ihn erlebte. Und er zollte dem verstorbenen Zuschauer, Feuerwehrmann Corey Comperatore, Tribut. Dessen Helm und Uniformjacke hatte die Parteitagsregie auf der Bühne aufgebaut - und Trump küsste sogar den Helm. Doch spätestens ab der Hälfte der Rede war der kraftvolle Wahlkämpfer Trump wieder zurück.
Trump steht neben der Uniform von Corey Comperatore. Der Feuerwehrmann wurde bei dem Attentat auf Trump getötet.
Trump attackiert die Politik der Demokraten - aber kaum Biden persönlich
Es dauerte fast 40 Minuten, bis Trump den amtierenden Präsidenten Joe Biden beim Namen nannte. Biden sei ein schlechterer Präsident als die zehn schlechtesten Präsidenten zusammenaddiert. Die einflussreiche Demokratin und frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, nannte er einmal "crazy Nancy Pelosi".
Politisch machte Trump die Demokraten unter anderem verantwortlich für die hohe Zahl an illegalen Grenzübertritten, die hohe Inflation oder auch dafür, dass der Iran kurz vor der Fertigstellung einer Atombombe stehe - obwohl es Trump war, der als damaliger Präsident die USA aus dem Atomdeal aussteigen ließ.
Die Demokraten dürften solche Angriffe wohl mehr freuen als ärgern. Sie hatten darauf gehofft, dass Trump an dem Versuch scheitert, den Versöhner zu geben.
Eine Rede fürs Fernsehpublikum und Mitte-Wähler
Im Saal in Milwaukee gab es viel Applaus und Jubel. Aber Trumps Rede zog sich rund anderthalb Stunden hin. Und mit zunehmender Dauer stieg die Unruhe und die oberen Ränge begannen sich gegen Ende zu leeren.
Wichtiger ist ohnehin, wie die Rede außerhalb des Saals ankam: beim Fernsehpublikum, insbesondere bei den umkämpften Wählerinnen und Wählern der Mitte. Die Parteitagsregie hatte sich vier Tage lang große Mühe gegeben, einen neu verpackten Trump zu präsentieren: einen Versöhner, der auch moderate Wähler und Frauen ansprechen soll. Dass Trump selbst in seiner Rede mit zunehmender Dauer mehr und mehr in Schwarzmalerei und scharfe Rhetorik verfiel, ist da vermutlich eher kontraproduktiv.
Donald Trump mit Ehefrau Melania und Tochter Ivanka
Es war eine große Trump-Show - mit ganz viel Familie
Trump mag große Shows, und er bekam vier Tage lang eine große Show. Am Abschlusstag, vor seiner Rede, riss sich unter anderem Wrestling-Ikone Hulk Hogan ein T-Shirt vom Leib und nannte Trump "meinen Helden". Rockmusiker Kid Rock heizte den Saal an.
Auf der Ehrentribüne saßen zahlreiche Mitglieder der Familie Trump, darunter seine Tochter Ivanka, die sich aus dem Wahlkampf ihres Vaters ansonsten heraushält. Auch Ehefrau Melania Trump kam zum Abschluss des Parteitags - auch das ein seltener öffentlicher Auftritt.
Der ganze Parteitag schien minutiös und professionell durchgeplant. Nur einer sprengte am Ende den Rahmen: Trump selbst mit der wohl längsten Dankesrede der Parteitagsgeschichte.