Arbeiter bauen einen Sicherheitszaun vor dem US-Kongress auf.

Trumps Rede vor dem Kongress "Wer weiß, was wir diesmal erleben"

Stand: 04.03.2025 20:59 Uhr

Wenn US-Präsident Trump seine Rede am Abend (03:00 Uhr MEZ) vor dem Kongress hält, wird der Ton wohl sehr anders sein als zu Beginn seiner ersten Amtszeit. Mit welchen Überraschungen muss man jetzt noch rechnen?

"Mr. Speaker - the President of the United States!" Als Donald Trump nach dieser Ankündigung vor acht Jahren ans Rednerpult ging, war er nach einem überraschenden Wahlsieg noch der unvorbereitete Neue im Amt des US-Präsidenten, der sich erst zurechtfinden musste.

2017 beschwor Trump - heute kaum mehr vorstellbar - mehrfach die "Einheit der Nation". 2020, in der letzten Kongress-Rede der ersten Amtszeit, war es schon ein ganz anderer Trump: Kampfeslustig trat er vor Abgeordneten und Senatoren auf, mit Überraschungs-Einlagen für das Fernsehpublikum.

Donald Trump vor dem US-Kongress 2017.

2017 beschwor Donald Trump vor dem US-Kongress noch mehrfach die "Einheit der Nation". Dies wird diesmal wohl anders sein.

Letzte Rede 2020 mit Show-Einlagen

So hatte Trump etwa die Ehefrau eines in Afghanistan stationierten Soldaten eingeladen. Zu ihrem Erstaunen kam plötzlich ihr Mann in Uniform die Treppen der Zuschauertribüne herunter - und konnte seine zu Tränen gerührte Frau und die zwei Kinder umarmen.

Unvergessen auch das Ende von Trumps Rede 2020. Als er den Schlussapplaus genoss, zerriss hinter ihm die Demokratin Nancy Pelosi, damals Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, demonstrativ das Redemanuskript des Präsidenten. Es war ein Ausdruck der unerbittlichen Spaltung, die seit Jahren das Verhältnis zwischen Demokraten und Republikanern prägt.

Wie werden die US-Demokraten protestieren?

Diesmal sitzt als "Speaker" ein Trump-Getreuer hinter dem Präsidenten. Der Republikaner Mike Johnson wird sicher kein Papier zerreißen.

Dafür darf man auf die Protestformen der Opposition gespannt sein. Manche Demokraten wollen die Rede boykottieren und fernbleiben, so etwa Senator Chris Murphy, ein scharfer Kritiker von Trumps Annäherung an Russland.

"Das Weiße Haus ist zu einem Arm des Kreml geworden", hatte Murphy nach dem Rauswurf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vergangenen Freitag gesagt.

Sichergestellt, dass die ganze Welt zuschaut

Kurz vor seiner Kongress-Rede hat Trump nun ankündigen lassen, die US-Militärhilfe für die Ukraine werde so lange eingestellt, bis sich die Führung in Kiew zu Friedensverhandlungen mit Russland bereit erkläre. Das setzt Selenskyj und die europäischen NATO-Staaten zusätzlich unter Druck.

So ist auch sichergestellt, dass praktisch die ganze Welt erneut hinschaut, wenn er, Donald J. Trump, 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten, vor den Fernsehkameras spricht. Es könnte ja weitere bedrohliche Nachrichten aus seinem Munde geben.

"Kaum vorstellbar, welche Überraschung es noch geben soll"

Entlassung von Regierungsangestellten, Massenabschiebung von Migranten, Ölförderung statt Klimaschutz, Strafzölle in alle Richtungen - es gibt so viele Reizthemen, zu denen Trump in den vergangenen Wochen schon Dekrete erlassen und Ankündigungen gemacht hat, dass eigentlich kaum vorstellbar ist, welche weitere Überraschung es noch geben soll.

Doch die Demokratin Cheri Bustos, die als Kongressabgeordnete Trumps erste Amtszeit erlebt hat, ist sicher: "Er wird weitere Regeln brechen, er wird sein Spiel mit den Fernsehkameras weiter treiben - wer weiß, was wir diesmal erleben", so Bustos im Radiosender NPR.

"Eins muss man Trump lassen", fügt die Demokratin noch halb verzweifelt, halb bewundernd an: "Langweilig ist er nicht."