Trump beim NRA-Treffen Attacke statt Trauer
Auf dem Jahreskongress der Waffenlobby NRA hielt sich Ex-Präsident Trump nicht lange mit der Trauer um die Opfer des Schulmassakers auf. Seinen Nachfolger Biden griff er frontal an. Andere Redner blieben der Tagung aber fern.
Donald Trump bat um einen Moment der Stille. Und dann las er die Namen all derer vor, die am Dienstag in Uvalde von einem jungen Mann erschossen worden waren. Das sei eine barbarische und grausame Gräueltat gewesen, so der frühere Präsident, die Tat eines Verrückten. Doch zur Eröffnung der Jahrestagung der National Rifle Association (NRA) hielt Trump sich nicht lange mit der Trauer auf, sondern griff den Präsidenten an.
Als Joe Biden der Waffenlobby die Schuld gegeben habe, habe er über Amerikaner wie sie gesprochen, sagte Trump, selbst Mitglied der NRA, zu den Menschen, die in ihm Kongresszentrum von Houston feierten. Von strengeren Gesetzen war bei ihm nicht die Rede. Stattdessen forderte er, Schulen einzuzäunen, mit Metalldetektoren zu versehen und von Polizisten bewachen zu lassen, damit niemand unautorisiert das Gelände betreten könne.
Gouverneur Abbott schickte eine Videobotschaft
Das alles sei keine Frage des Geldes: "Wenn die USA 40 Milliarden Dollar in die Ukraine schicken könnten, sollten sie auch in der Lage sein, alles mögliche zu tun, damit ihre Kinder zu Hause sicher sind", forderte Trump unterm Jubel der Zuschauer. Die allerdings waren offenbar nicht so zahlreich erschienen wie erwartet. US-Medien berichten von einem nur halbvollen Saal.
Uvalde, der Ort des Massakers, liegt nur vier Autostunden entfernt. Doch absagen wollte die NRA ihre Jahrestagung nicht, es ist die erste nach der Pandemie. Allerdings zogen es Redner vor, nicht zu kommen. Auch Gouverneur Gregg Abbott, der im Herbst wiedergewählt werden will, schickte nur eine Videobotschaft. Die allerdings war ganz auf Linie der Waffenlobby: "Es gibt Tausende Gesetze im ganzen Land, die den Besitz und die Benutzung von Waffen einschränken. Gesetze, die Verrückte nicht davon abgehalten haben, böse Taten gegen unschuldige Menschen in friedlichen Gemeinde zu begehen."
Nicht mehr Gesetze braucht die USA, sondern mehr Waffen, wenn es nach der NRA geht. Gegen Bösewichte mit Waffen helfen nur gute Menschen mit Waffen, heißt es immer wieder. Waffen zu besitzen und sich damit zu verteidigen, ist ein fundamentales Menschenrecht, verankert in der Verfassung der USA, sagte Wayne LaPierre, der Präsident der NRA, zur Eröffnung: "Jedes Jahr benutzen über eine Million gesetzestreue Amerikaner ihre Waffen, um ihr Leben und das Leben ihrer Lieben zu retten."
Einfluss der NRA schrumpft
Draußen vorm Kongresszentrum demonstrierten Hunderte von Menschen, die anderer Meinung sind. Beto O´Rourke, der Demokrat, der selbst Gouverneur von Texas werden will, forderte die NRA auf, sich der Bewegung für schärferes Waffengesetze anzuschließen: "Die, die die Opfer des nächsten Massakers sind, wenn wir nicht handeln, zählen auf uns. Bitte schließen Sie sich an, oder Sie werden zurückgelassen", sagte der Demokrat in die Fernsehkameras.
Die NRA hat nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Mitglieder und bezeichnet sich als die älteste und größte Bürgerrechtsorganisation der USA. Nach Finanzproblemen und internen Querelen ist ihr Einfluss in den vergangenen Jahren geschrumpft. Doch sie besitzt immer noch genügend Macht und finanzielle Mittel, um die Diskussion über schärfere Waffengesetze zu beeinflussen.