Gustavo Petro

Kolumbiens Streit mit den USA Signalwirkung für die gesamte Region

Stand: 28.01.2025 03:24 Uhr

Das Kräftemessen mit US-Präsident Trump dauerte für Kolumbiens Staatschef Petro nur kurz, dann knickte er ein. Auch auf andere lateinamerikanische Staaten wächst der Druck aus Washington.

Für die Region ist es nur ein Vorgeschmack und eine Vorwarnung: Wie Donald Trump reagiert, wenn er an der Erfüllung seiner Wahlversprechen zur Bekämpfung der irregulären Einwanderung gehindert wird.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hatte sich geweigert, zwei Militärflugzeuge mit abgeschobenen Kolumbianern in Bogotá landen zu lassen. Er verlangte eine menschenwürdige Rückführung der Landsleute.

Mit dieser Konfrontation gehe es Petro auch um die Wählergunst, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler und Lateinamerika-Experte Christian Ambrosius. Die Zustimmungswerte des kolumbianischen Präsidenten liegen mit rund 30 Prozent im Keller. Er habe in erster Linie an den Wunsch der einheimischen Bevölkerung gedacht, "eine bestimmte Würde aus der Sicht der Kolumbianer" zu wahren, glaubt Ambrosius.

Zollstreit von wenigen Stunden

Petro scheint seine Stärke in diesem Kräftemessen überschätzt zu haben. Nachdem Trump schnell reagierte und Strafzölle in Höhe von 25 Prozent verhängte, zog der kolumbianische Präsident zunächst nach und konterte mit Gegenzöllen, knickte aber dann nach wenigen Stunden ein.

Die USA sind der größte Handelspartner Kolumbiens. Rund ein Viertel aller Exporte gehen in den Norden, vor allem Erdöl, Kaffee und Blumen. Ein Handelskrieg würde der ohnehin schon schwächelnden Wirtschaft einen weiteren Hieb verpassen.

Zudem brodelt es auch gerade im Land: mit dem neu entflammten Konflikt zwischen der Guerrilla der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) und Dissidenten der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), der in der vergangenen Woche im Norden des Landes in der Region Catatumbo zu mindestens 80 Toten und mehr als 30.000 Vertriebenen führte.

Nachfrage nach billiger Arbeitskraft in den USA groß

Trumps Drohungen zeigen jedenfalls Wirkung in der Region. Die chilenische Innenministerin ließ wissen, dass sie Flüge von Abgeschobenen akzeptieren würde. Das Land hat allerdings auch nicht so viele Rückkehrer zu befürchten. Und auch die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum zieht zwar verbal ihre Grenzen, wird bislang aber allen Forderungen gerecht, die Trump stellt. Sie hütet sich vor einer Eskalation. In ihrer morgendlichen Pressekonferenz vermeldete sie, man habe 4.094 Abgeschobene in Empfang genommen.

Für Länder wie Guatemala, El Salvador und auch Mexiko sind die Abschiebungen ein harter Schlag. Aber solange die Probleme in den Herkunftsländern weiter existieren - Gewalt, Armut und die Folgen des Klimawandels -, werden sich die Menschen immer wieder auf den Weg machen, erklärt Ambrosius.

Karte: USA und Kolumbien sowie weitere Länder Mittelamerikas

Zudem sei die Nachfrage nach billiger Arbeitskraft, die nur Migrantinnen und Migranten in den USA erfüllen, groß. So würden sie das höhere Abschieberisiko in Kauf nehmen. Der antimigrantische Diskurs stehe somit in einem klaren Widerspruch zur Lage der US-amerikanischen Wirtschaft, die die Migranten braucht.

Celac-Sondersitzung am Donnerstag

Bislang bleiben Trumps angekündigte Abschiebungen allerdings hinter den Befürchtungen zurück. In den letzten Tagen wurden weniger Menschen nach Lateinamerika abgeschoben als durchschnittlich im letzten Amtsjahr von Präsident Joe Biden. Doch die Angst, dass sich dies noch radikal ändern könnte, besteht weiter.

Die derzeitige Präsidentin der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac), die honduranische Präsidentin Xiomara Castro, lud die Mitgliedsstaaten angesichts der Ereignisse für Donnerstag zu einer Sondersitzung ein.

Derweil kündigt der kolumbianische Präsident an, dass die abgeschobenen Landsleute mit kolumbianischen Flugzeugen nach Hause gebracht würden - ohne Handschellen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Januar 2025 um 05:22 Uhr.