Schutz der Weltmeere UN einigen sich auf Hochseeabkommen
Die Mitgliedstaaten der UN haben sich auf ein Abkommen zum Schutz der Hochsee verständigt. Zuvor hatten die Länder jahrelang miteinander verhandelt. Ein Konflikt drehte sich um die Frage, wie Schutzgebiete definiert werden sollen.
Nach 15 Jahren zäher Verhandlungen bei den Vereinten Nationen um ein internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere ist ein Durchbruch erzielt worden. "Das Schiff hat das Ufer erreicht", sagte die Leiterin der Konferenz, Rena Lee, unter dem Beifall der Delegierten, die zuletzt fast 40 Stunden am Stück verhandelt hatten.
Ziel der Verhandlungen in New York war es vor allem, dass künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Meeren auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen. Außerdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hochsee und sind damit weitgehend rechtsfreier Raum.
Lemke zeigt sich "persönlich tief bewegt"
Nach der Einigung will die deutsche Bundesregierung nun "rasch ins Handeln" kommen. "Deutschland wird die Umsetzung dieses wichtigen Abkommens vorantreiben", erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Wenn die Ozeane geschützt würden, "schützen wir auch uns Menschen", fügte Lemke hinzu. Die Umweltministerin zeigte sich von dem "historischen und überwältigenden" Verhandlungserfolg "persönlich tief bewegt".
Meeresexperte Till Seidensticker von der Umweltschutzorganisation Greenpeace teilte mit, das Abkommen sei ein großes Versprechen, das nun so schnell wie möglich mit konkreten Taten eingelöst werden müsse. Auch für Deutschland beginne jetzt die eigentliche Arbeit. Die Bundesregierung müsse zusammen mit anderen Ländern zügig die Umsetzung echter Schutzgebiete vorantreiben: frei von industrieller Nutzung und frei von jedem menschlichen Eingriff. Der nächste Schritt müsse ein Stopp der Pläne zur Ausbeutung von Rohstoffen der Tiefsee sein.
Wiederaufnahme von Verhandlungen ausgeschlossen
Das Abkommen muss jetzt noch von Juristen geprüft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt werden - bevor es formell beschlossen werden kann. Eine Wiederaufnahme von Verhandlungen oder inhaltliche Diskussionen schloss Lee aus. Der Vertrag muss allerdings noch von den Mitgliedsländern ratifiziert werden.
Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es bei einer anderen Ozean-Konferenz in Panama eine Einigung: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) für den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte.
Festlegung von Schutzgebieten umstritten
Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen der fünften Konferenz zwischen den UN-Mitgliedstaaten zum einen um die Frage, wie künftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Vor allem China und Russland pochten Diplomatinnen und Diplomaten zufolge darauf, dass dies einstimmig geschehen müsse - dann hätte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren können.
Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen verlautete in der Nacht zum Sonntag, dass die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertelmehrheit der Mitgliedstaaten festgelegt werden können sollen.
Kompromiss bei Profit durch Forschung
Ein weiterer Schlüsselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, von denen niemand weiß, ob sie jemals Realität werden: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erhoffen sich durch den Fund bislang unbekannter Lebewesen in der kaum erforschten Tiefsee und deren Erbgut Durchbrüche zum Beispiel in der Medizin. Sollte es tatsächlich zu fundamentalen Fortschritten kommen, ließe sich daraus wohl großer Profit schlagen.
Bei dieser Frage rangen die Länder des sogenannten Globalen Südens vor allem mit den führenden Industriestaaten im Norden. Da die größten Volkswirtschaften auch die meisten der erhofften Erträge auf sich vereinen dürften, wurde ein Mechanismus für Ausgleichszahlungen an ärmere Länder etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa jährliche Pauschalzahlungen seitens der Industrieländer vor.
Mit Informationen von Peter Mücke, ARD-Studio New York