US-Republikaner Schimpfen, schubsen, Schläge androhen
Seit Monaten brodelt es bei den US-Republikanern. Jetzt soll Kevin McCarthy einem Parteifreund den Ellenbogen in die Seite gerammt haben. Und ein Senator wollte sich bei einer Anhörung prügeln.
Kevin McCarthy und Tim Burchett sind nicht gerade beste Freunde: McCarthy war bis Anfang Oktober Vorsitzender des US-Repräsentantenhauses - Burchett sorgte mit sieben anderen parteiinternen Rebellen für seinen Sturz.
Jetzt begegneten sich die beiden auf einem Flur im Kapitol. Was dann passierte, ist auf der Aufnahme einer Reporterin des Senders NPR zu hören, die Burchett gerade interviewte: "Warum haust Du mir Deinen Ellbogen in den Rücken? Kevin, hast Du keinen Mumm? Vollidiot!" So ist Burchett zu hören. Danach läuft er seinem Ex-Vorsitzenden noch ein paar Schritte nach und ruft ihm zu: "Wie feige ist das denn? Du bist so erbärmlich."
McCarthy muss sich kurz darauf erklären. Er habe Burchett nicht gehauen, in die Niere gestoßen oder geschubst: "Wenn ich jemanden schlage, dann merkt der das auch." Und was sagt er dazu, dass Burchett jetzt Schmerzen habe? Da schüttelt McCarthy nur den Kopf.
Beinahe-Prügelei in Ausschusssitzung
Fast zeitgleich, bei einer Anhörung im Arbeitsausschuss des Senats, sind zwei andere Männer kurz davor, die Ärmel hochzukrempeln, um sich zu prügeln. Der eine, Markwayne Mullin, Klempner und republikanischer Senator aus Oklahoma, soll dem anderen, Sean O'Brian und Chef der einflussreichen Teamster-Gewerkschaft für Transportmitarbeiter, eigentlich Fragen stellen. Stattdessen fordert er ihn zum Zweikampf heraus - weil O`Brian ihn zuvor auf Twitter als Clown, Betrüger und Cowboy beschimpft hatte.
"Sie wollen Ihr Maul aufreißen? Wir können es jetzt hier beenden", sagt Mullin. "Okay, perfekt", antwortet O'Brian. "Sollen wir es jetzt tun?" "Sehr gerne." "Dann erheben Sie hier Ihren Hintern." "Erheben Sie doch Ihren Hintern."
"Stopp! Moment mal!"
Der Ausschussvorsitzende, Demokrat Bernie Sanders, hat große Mühe und nur einen Hammer, um die Kampfhähne auseinanderzuhalten: "Stopp, Moment mal! Das amerikanische Volk hat schon genügend Verachtung für den Kongress. Lasst es uns nicht schlimmer machen."
Die Fast-Prügelei und der angebliche oder tatsächliche Nierenrempler werden schnell zur Top-News. In den sozialen Netzwerken. Und im Parlamentsviertel, wo die Abgeordneten eigentlich damit beschäftigt sind, den drohenden Shutdown abzuwenden.
Und viele sind über das Verhalten ihrer Kollegen empört. John James, Republikaner aus Michigan, will bei CNN eigentlich über seine Eindrücke von einer Reise nach Israel berichten. Stattdessen wird er nach dem Nierenrempler gefragt: "Bei diesem Schulhofzeug mache ich nicht mit. Wir müssen uns um die Angelegenheiten des amerikanischen Volkes kümmern. Und das ist mein Fokus", antwortet er.
Fall für den Ethik-Ausschuss
Für McCarthy könnte der angeblich absichtliche Rempler ein Nachspiel haben. Der Ethikausschuss soll sich mit dem Fall befassen. Den schriftlichen Antrag hat ausgerechnet Matt Gaetz gestellt, ein anderer der acht Rebellen, die den Ex-Speaker stürzten. McCarthy hat viele Feinde.
Immerhin: Ihren eigentlichen Job erledigten die Abgeordneten aber auch noch: Am Abend einigten sie sich mit Zweidrittelmehrheit auf einen Übergangshaushalt. Der Shutdown der US-Regierung ist damit so gut wie abgewendet. Nur der Senat muss noch zustimmen. Der Streit innerhalb der republikanischen Partei dürfte weiter gehen.